Samstag, 13. März 2010

Augen auf beim Autokauf



Nachdem mein alter Saab immer ulkigere Geräusche gemacht hatte in letzter Zeit und zudem der Besuch der drei Amigos anstand, hatte ich mich vor ein paar Wochen entschlossen ein neues Auto zu kaufen.
Hierzulande überschlagen sich die Autohändler zur Zeit mit Angeboten und so herrscht hier ein "Buyer's Market", wie mir meine Arbeitskollegen versicherten.

Zuerst hatte ich mit einem Hyundai Tucson 2010 geliebäugelt, aber dann hat der innere Geiz sich doch einem Honda Fit (Europa: Honda Jazz) zugewandt.

Ich muss vorausschicken, dass ich selbst noch nie ein Auto und schon gar nie einen Neuwagen erworben hab. Meistens hat mein guter Vater die Verhandlungen geführt und so ein paar Hunderter rausgeholt. Jetzt, mit fast 40, musste ich auch mal ran :=)

Was tut man so heutzutage: Man recherchiert erstmal im Internet. Da gibt es hunderte Ratgeber zum Autokauf und man liest von empfohlenem Verkaufspreis (MRSP, der hier nur eine bel. Zahl ist), Einkaufswert (was der Händler vermutlich bezahlt hat) und eigentlichem Wert (abzüglich von Anreizen des Herstellers, in meinem Fall $500).

Dann muss man verstehen, dass Händler die Autos ja nicht direkt kaufen, sondern mit einem Darlehen und dann noch Platzmiete (das Ding steht ja irgendwo rum) und Zinsen in die Rechnung mit einbeziehen.
Alle Hersteller erheben dann noch eine Destination Charge oder Liefergebühr, die bei rund $700 liegt.
Zu allem übel kommen dann noch, abhängig vom Landkreis, die Mehrwertsteuer (Sales Tax, 9.25%) und die Gebühr zum Anmelden/Ummelden des Fahrzeugs beim Kraftfahramt (DMV) dazu.

Schon verwirrt? Das wird alles noch komplizierter, wenn man das Fahrzeug leasen will, aber das wollte ich mir schenken. Autokauf ist kein Spaß und kann leicht zum mehrwöchigen Hobby werden.

Über edmunds.com hatte ich dann erstmal alle Händler in der Gegend um ein Angebot gebeten.
Dabei hinterlässt man seine Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Auch wenn man sagt, dass man nur über E-Mail kontaktiert werden möchte, hagelt es ca. 5 Minuten später Anrufe.
Ich hatte meine Google Voice Nummer angegeben und die erstmal alle auf den Anrufbeantworter gejagt. (Google Voice übersetzt dann die Nachricht in Text und schickt SMSe.)

Auf jeden Fall waren die Angebote höchst unterschiedlich und einige Händler wollten mich gleich über die Vorzüge des teureren Modells informieren.
Ich hatte im Ratgeber natürlich alles über die Tricks und Kniffe der Händler gelesen und war entsprechend gewappnet.
Am gleichen Abend hatte ich meine erste Probefahrt mit Elena von Honda in Redwoods.
Die gute Frau wollte mir keinen guten Preis nennen und mir auch noch unnötige Extras andrehen.
Natürlich ging es auch darum meinen Saab einzutauschen bei dem Deal. Ich hatte mir so $300 ausgerechnet im Internet, aber dann über $500 verhandelt.

Das wurde dann erstmal nix und ich landete bei Honda Oakland, die mit einem Preis um die Ecke kamen der niedriger war als alle Preise im Internet und von den anderen Händlern.
Der Preis war so gut, dass ich nicht viel handeln musste.
Dummerweise wollten die mir für meinen Saab nur noch $100 geben (was ich gut verstehen kann. Die Geräusche aus der Servolenkung und dem Getriebe würden gut in einen Horrorfilm passen).

Ich hab die dann auf $300 hochverhandeln können und noch $100 vom Preis runter, weil es im Innenraum einen Kratzer gab (daher auch der Titel des Blogs).
Zudem gab es noch so einen Schutz am Türrahmen gratis dazu und natürlich ne Tankfüllung.

Man muss aber dazu sagen: Autokauf ist Geduldssache. Ich hatte 2 Stunden gerechnet, war aber letztlich über 3 Stunden beim Händler und kam zu spät zu einem Meeting. Meine erste Fahrt mit der neuen Karre war dann leider ein mit potentiellen Verkehrsdelikten gespickter Slalom zurück über die Bay-Bridge.

Und jetzt steht die Kiste vor der Haustür und ist bereit Jörch, Patric und Hans einzuladen, die heute Nacht irgendwann am Flughafen aufschlagen (nicht wörtlich, hoffe ich).
Hoffentlich haben die Jungs kleine Koffer dabei :)

Derweil räum ich mal die Bude auf, entferne Staub und stelle Cola bereit.

Montag, 8. März 2010

Zeitunterschiede



Nachdem ich mal wieder ein paar Zeitzonen durchwandert habe und gerade im Flughafen von Salt Lake hocke und auf meinen verspäteten Flug warte, bin ich immer wieder verwundert über die eigentlichen Zeitunterschiede zwischen Deutschland und Amerika.

Die Kämpfe der grünen Bewegung, die Umweltpolitik im allgemeinen, der Säkularismus im alten Europa ist verglichen zu den USA sehr weit fortgeschritten.
Hier wird immer noch überlegt, ob es vielleicht doch sinnvoll wäre den Ausstoß von Abgasen zu begrenzen oder alternative Energien substantiell zu fördern.

Gerade läuft bei CNN ein Bericht über eine katholische Vorschule in den USA, die ein Kind aus der Schule geworfen hat, weil seine Eltern Lesben sind.
Da wundert man sich als halbwegs aufgeklärter Deutscher doch ziemlich. Die Begründung des Schulleiters ist witzig: Sie möchten das Kind schützen, denn da die Schule lehrt, dass Homosexualität böse ist, wird das Kind den Eindruck bekommen, dass seine Eltern böse sind...

Niemand stellt die Frage, warum es überhaupt religiös gefärbte Vorschulen gibt. Wozu gibt es die? Antworten gerne in den Kommentaren.

Auf der anderen Seite der Zeitunterschiede: Technischer Fortschritt, Annehmen neuer Technologien in den Alltag, Flexibilität in der Arbeitswelt. Das sind einige Bereiche, in denen die USA weiterhin führend ist.
Während deutsche Kunden bzw. Anbieter auf Webseiten die Vorteile von Chat erkennen, ist Chat hier schon ein alter Hut. Während in Deutschland der Wechsel des Arbeitsplatz mit Umzug in eine neue Gegend eine mittlere Katastrophe ist, ziehen hier drüben Familien von Küste zu Küste um 200 Dollar mehr in der Tasche zu haben.

Sicher nur ein paar Beispiele für "Zeitunterschiede". Es bleibt spannend hier die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten zu entdecken.

So, Flugzeug und Crew sind da, aber die FAA hält die Kiste am Boden, weil in San Francisco zu viel los ist und anscheinend der Nebel den Spaß am Landen nimmt.