Montag, 29. September 2008

Casino und Lake Tahoe


Kein Wochenende zu kurz, um es nicht zum Auskundschaften dieser Wüste, die keine sein will, auch Kalifornien genannt, zu verwenden.

Diesmal hat es uns zum Lake Tahoe verschlagen, einem sehr beliebten Reiseziel in Kalifornien, welches zufällig an der Staatsgrenze zu Nevada liegt.
Der See ist also nicht das spannende!
Passenderweise haben sich nämlich in einem Ort names Stateline auf der Nevada-Seite ca. 6 riesige Casinos angesiedelt.

Und hier geht die Luzie mit dem Papst im Schlamm catchen! Hier klingen Hochzeiten aus, hier lassen frustrierte ehemalige Hausbesitzer ihre letzten Kröten, hier verzocken Rentner ihr letztes Geld und alle vergnügen sich ohne Ende.

Das ist der reverse american dream! Wer hier nicht auf seine Kosten kommt, der ist kein wahrhafter Amerikaner.

Ach so, die Landschaft ist auch hübsch und im Winter kann man hier vorzüglich Ski fahren.

Mittwoch, 24. September 2008

Kurztrip in den Yosemite Park

Leider heute zu lange Rockband gezockt, um noch adäquat über das verlängerte Wochenende im Yosemite National Park und in der Sierra Nevada zu berichten.

Daher lasst erstmal Fotos sprechen. Ich lade meine stückweise hoch, Nina war schon schneller.

Der Park ist ganz klar ein Pflichtbesuch. Man sollte sogar auf das Haupttal verzichten (hier krassiert die Touri-Abzocke) und einen Blick vom Glacier Point werfen und alsdann in den nord-westlichen Teil des Parks fahren und auf eigene Faust erkunden. Wir waren unter anderem am Dog Lake und auf dem Lembert Dome und kamen sprachlos zum Auto zurück.

Auch jenseits des Parks, über den Tioga Pass zum Mono Lake, kommt man von einem Oooh zum nächsten Oh-Leck-Sieht-Das-Geil-Aus.

Wer mich besuchen kommt, sollte mich also zwingen einen Ausflug in den Park zu unternehmen. Ich hab bei weitem noch nicht alles gesehen und es gibt noch einiges an Neuland zu erkunden.

Noch zwei Reisetipps: Autos nicht von Deutschland aus mieten, sondern per hotwire.com. Ich hab gerade mal 30$ pro Tag bezahlt für die Kiste.

Und wenn am Fahrbahnrand ein Schild steht "Diese Straße ist gesperrt", dann bedeutet es das auch. Lernen durch Schmerzen, sag ich da nur.

Mittwoch, 17. September 2008

Einmal Washington und zurück

Hubschrauber kreisen über dem White House, eine Heerschar von Polizisten räumt das Regierungsviertel, Sicherheitsstufe Rot herrscht in der Stadt. Der Kongress wird evakuiert und die Airforce One steht Abflugbereit.
Ich hab den Koffer!
Ja, genau, DEN Koffer! Mit den Abschusscodes für die etwas ältliche Armada von Langstreckenraketen, die auf Ziele in Russland, im Nahen Osten, Nordkorea und Luxemburg(?!?) gerichtet sind. Und wer weiss schon was noch alles im Koffer ist!

Die Hand von George Dabbelju baumelt noch am anderen Ende der Handschellen. Die Albaner haben schon angefragt und wollen 100 Riesen dafür hinblättern. Das geht noch besser.

Ich jage durch die Abwasserkanäle von D.C.
Die zwei armen Tölpel vom Secret Service, wahrscheinlich strafversetzt nach "ungebührlichem" Verhalten in den Privaträumen von Mrs. Bush, die hier in der stinkenden Brühe Patrouille laufen mussten, liegen jetzt mit dem Gesicht nach unten in selbiger.
Blut und Hirnmasse vermischt sich mit den bräunlichen Hinterlassenschaften der 3000 Mitarbeiter im Weißen Haus.
Die meisten davon sind jetzt hinter mir her oder hocken verängstigt unter ihren Bürotischen.
Wie leicht doch gelbfarbiges Gas Leute aus der Ruhe bringen kann. Geklaut aus Theaterbeständen. Dante's Inferno in Yorkville's Stadttheater wird heute etwas rötlicher ausfallen.

Das war viel zu einfach, denke ich mir, biege im vollen Galopp um die nächste Ecke und rassele in ein Absperrgitter. Der Koffer prallt gegen mich, Georgies Hans baumelt lustig umher.
Ich hab doch da noch ein Krümelchen C4 und Zünder...

Die Explosion ist nicht zu überhören. Hundegebell, Polizeisirenen, schnelle Schritte auf schlecht gewartetem Asphalt verfolgen mich bis zum nächsten Zusammenfluss der immer größer werdenden Abwasserschächte.

Tief unterhalb der Hauptstadt fließen die großen Dreckwasser-Ströme zusammen. Tausende Kubikmeter von Abwässern sammeln sich in großen Tavernen, werden gefiltert, laufen über und versickern, laufen in den Potomac River.

Ein riesiges Labyrinth, kaum abzusichern und genau, was ich brauche.
Ich denke an Descent, den alten Spieleklassiker, der Navigation durch verwinkelte Gewölbe zur Kunst erhob. Leider hab ich nicht den pfeilschnellen Gleiter von damals.
Aber dafür hab ich das Wasser. Ich folge dem Hauptstrom, höre bereits das Rauschen des Überlaufmechanismus zum Potomac.
Kanaldeckel öffnen sich über mir, die messerscharfen Lichstrahlen von Taschenlampen verlieren sich in der dampfenden und nass-kalten Unterwelt, defokussieren zu früh um mich zu entdecken.

Die Jungs sind gut! Muss CIA sein. Der Secret Service versucht mich wahrscheinlich immer noch auf dem Gelände ums White House aufzuspüren. Der Potomac ruft. Mein Kontaktmann wartet mit dem Boot. Ich setze die Taucherbrille auf, beisse in das Mundstück und ignoriere den bitteren Beigeschmack des Brackwassers.

Tauchen. Der Koffer zickt rum (ist der wasserdicht?). Die Strömung erfasst mich, wirft mich an die Wände und zieht mich runter zum Fluss. Die Unterwelt entlässt mich mit einem nassen Rülpser in den Potomac. Ich muss an Dante denken. Polizeiboote auf dem Wasser, noch mehr Lichstrahlen, die über die Wellen tanzen.

Ich gebe das Signal an Sergiy, der sein Boot am Pier auf der anderen Seite vertaut hat. Schon wieder rechts und links verwechselt, der Kerl. Ich schwimme vorsichtig in seine Richtung. Warum ist der Dreckskoffer silbrig glänzend? Grrr.
Doch Sergiy ist schnell und hievt mich sicher an Bord.
Schnelle Patrouillenboote haben uns vermutlich schon auf dem Radar. Zeit, Land zu gewinnen. In dem Fall, Wasser.
Ich muss den United-Flug nach San Francisco kriegen...





Na gut, so spannend war es doch nicht bei meinem ersten Ostküsten-Einsatz: Ab nach Dulles Airport, ins Hotel, lecker gegessen, den nächsten Tag 6 Stunden mit 20 Leuten in einem Büro verbracht, kurz was essen, ab in den Flieger zurück nach SF und wieder gedacht, wie scheiss groß doch der Kontinent ist.

Unten sieht man übrigens die bizarren Shuttles, die man auf dem Dulles Airport einsetzt um Passagiere zu den Gates zu bringen.

Wer es bis hierhin mit dem Lesen geschafft hat, wird noch belohnt mit einem Link zu den Fotos, die Nina bisher gemacht hat.

Freitag, 12. September 2008

Pension Beders

Diese Woche darf ich mich über Besuch aus Deutschland freuen. Nina, unsere beste Entwicklerin, macht Station in San Francisco.

Sie kam gestern an und hat heute direkt mal einen Gewaltmarsch durch die Stadt bis zur Golden Gate Brücke hingelegt.

Gut, dass ich arbeiten musste.

Trotz meiner regelmäßigen Jogging-Einsätze hätte ich das Tempo nicht mithalten können.

Apropos Tempo: Es geht hier ganz gut voran, arbeitstechnisch. Nächste Woche hab ich meinen ersten Einsatz in Washington. Erst Besuch im weißen Haus, dann Ansprache vorm Kongress und Besuch des Pentagons.

Nä, nicht ganz so aufregend, aber ich darf mit einem unserer Sales-Leute, der obiges schon alles miterlebt hat, durch die Gegend ziehen! Ich bin auf seine Geschichten gespannt.

Der Sommer ist hier übrigens wöchentlich immer mal wieder vorbei und kommt dann wieder. Man ist quasi immer falsch angezogen.

Sonntag, 7. September 2008

Fakten zu den Kandidaten




Hier wird ja bald wieder gewählt und allen Unbedarften die Illusion von Demokratie vermittelt.
Naja, wenigstens den 40%, die überhaupt noch zur Wahl gehen.

Höchste Zeit, sich die Kandidaten mal näher anzuschauen.

Stichwort: Bildung

Die Demokraten:
Obama:
Graduierte an der Columbia University
Abschluss der Harvard Law School

Biden:
Graduierte an der University of Delaware
Abschluss Syracuse University College of Law

Die Republikaner:
McCain:
U.S. Naval Academy (undergraduate college)

Palin:
Hawaii Pacific College, dann North Idaho College, dann University of Ohio
Abschluss als Bachelor of Science für Kommunikation und Journalismus

Die lustigen Details:
Palin ist bekennende Kreationistin und möchte, dass diese Ansichten aus dem frühen Mittelalter in heutigen Schulen gelehrt wird.

Obama ist Mitglied der Trinity United Church of Christ, die ebenfalls kreationistisches Gedankengut verbreitet.

Die Chancen, dass McCain während seiner ersten Amtszeit amtsuntauglich wird, liegen bei erstaunlichen 10%. Dann hätten wir die Ex-Gouvernörin von Alaska am Ruder, deren einzige außenpolitische Erfahrung darin besteht, dass Alaska ein Nachbar von Russland ist. (Kein Witz, das wurde hier als Sarah Palins "Erfahrung" von den rechts-populistischen Medien, allen voran FoxNews, verbreitet)

McCain weiß nicht, wieviel Häuser er besitzt. Kann ja mal passieren im Trubel.

Sarah Palin ist strikte Abtreibungsgegnerin und setzt sich für Enthaltung bis zur Eheschließung ein. Und hat eine 17-jährige, unverheiratete Tochter, die gerade schwanger ist. (Das müsste sich auch bis nach D-Land rumgesprochen haben). Ist interessant zu sehen, welche diskussionstechnischen Kunststücke führende Republikaner hinlegen müssen, um das mit ihrem Weltbild in Einklang zu bringen. Faszinierend!

In D-Land wär das vermutlich alles sehr egal, aber hier wird jeder kleine private Makel ausgeschlachtet und bis zur Unkenntlichkeit verdreht. Jeder noch so kleine Pieps wird umgedeutet und dazu verwendet den Gegner als untauglich für das Präsidentenamt hinzustellen.

Die großen Schlammschlachten stehen uns aber noch bevor. Ich bin gespannt.

Samstag, 6. September 2008

Mein erstes Erdbeben


Gestern um 21:00:16 rum haben die Wände gewackelt.
Nein, es waren nicht die Nachbarn über mir. Die legen normalerweise erst los, wenn ich versuche einzuschlafen.
Es war tatsächlich ein Erdbeben. Es hat nur 2-3 Sekunden gedauert und der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss war: Verdammt, jetzt fällt das Haus über Dir zusammen während Du auf dem Klo hockst!

Wie peinlich, wenn die Retter, die mich aus den Trümmern graben mir erstmal die Hose hochziehen müssen ;)

Mit einem Mal merkt man auch: Das Haus hier ist tatsächlich aus Holz gebaut und wackelt so, wie ein paar mit Schnüren und rostigen Nägeln festgemachtes Baumhaus aus meiner Jugend.

Viele Grüße vom Überlebenden, hrhrhrhrhr!

Dienstag, 2. September 2008

Matrosen in langen Hosen




Ausgerechnet den heißesten und schönsten Tag mussten wir uns aussuchen, um in der Bucht zu segeln. Der Labor Day (1.9), an dem paradoxerweise nicht gearbeitet wird, war der Startschuss für den Sommer in San Francisco. Ab jetzt nur noch kurze Hosen!

Weia, mir tut noch alles weh :)
Was müssen das für Kerle gewesen sein, die auf alten, klapprigen Holzkähnen ganze Ozeane durchschippert haben!
Mir wurde schon beim Segeln in der Bucht ordentlich Adrenalin in die Adern gepumpt. Die Hände tun weh vom Rumzerren an den Seilen und die Sonne hat trotz Männerschutzfaktor 8 ordentlich was weggebruzzelt.

Und so begab es sich also, dass wir beim lokalen Club Nautique ein Segelboot mieteten und uns aufmachten Angel Island einen Besuch abzustatten. Diese Insel war früher mal mandatorischer Anlaufpunkt für alle Immigranten. Hier mussten die ganzen ansteckenden Krankheiten zurückgelassen werden.
Diese sind inzwischen zu auf dem Segelboot grillenden Amerikanern mutiert. Ehrlich!

Also Boot geschnappt, ein bisschen rausgetuckert und dann die Segel aufgepustet, oder so ähnlich und mit erst noch wenig Wind zur Angel Island raus.
Dort machten wir dann erstmal ein kleines Picknick und ließen den Blick über die Bucht schweifen. Doch, hier kann man es durchaus aushalten. Har har har.

Frisch gestärkt ging's an den härteren Teil der Fahrt. Raus aus der schützenden Bucht und durch tückische Strömungen in Richtung Alcatraz. Hier blies auch gleich ein ordentlicher Wind und man konnte sich lebhaft vorstellen, warum hier Schwimmer wenig Spass haben.

Unsere kleine Nusschale hat aber prima den Wellen und dem Wind getrotzt, vor allem durch die exzellente Bootsführung des Kapitäns und der eingespielten Mannschaft an den Seilwinden (Jan und ich :)

Ok, ich denke, ich bin überzeugt und werde mit Stewart zusammen den Segelschein machen. Jaahaa, Beders, der Herrscher der sieben Weltmeere, der Rächer von Witwen und Waisen, der Freibeuter der Galaxis !
Oder so.