Mittwoch, 20. Oktober 2010

Baseball, Feuerwerk und Kampfflugzeuge



Hier in San Francisco herrscht gerade Ausnahmezustand, weil das lokal ansässige Baseballteam in den Playoffs steht. Während ich diese Zeilen tippen füllt sich das AT&T Stadion in Downtown SF mit tausenden von begeisterten SF-Giants-Fans.
Das Team führt gerade 2:1 in den Playoffs gegen die Philadelphia Phillies (in einem Best-of-7 Modus) und ist damit eine kleine Sensation in der MLB.

Das heisst natürlich, dass ab jetzt keine E-Mail mehr beantwortet wird, die Sportsbars in der Stadt randvoll sind und der Verkehr auf der Straße erfreulich leicht ist.

Wie verrückt die Amerikaner nach Baseball sind kann man leicht an der Eröffnungszeremonie sehen: Das Publikum wird angespornt von Schauspieler Robin Williams, die Nationalhymne wird gesungen von Huey Lewis & the News und währenddessen geht ein Feuerwerk hoch und zwei Kampfflugzeuge der Navy überfliegen das Stadium im Tiefflug.
Das muss man sich mal vorstellen: Zwei schweineteure Kampfflugzeuge machen einen Abstecher über San Francisco...wegen einem Spiel in dem meistens einfach nichts passiert!
(Man

Vor dem eigentlichen Spiel wird rund um das Stadion natürlich gegrillt und Bier aus dem Kofferraum serviert (das Bier in diesen Arenen ist unbezahlbar teuer und verwässert), man sieht überall das Giants-Logo und in vielen Geschäften wird die Beschallung auf Radio umgestellt, damit die geehrten Kunden auch keinen Homerun (so es denn vielleicht einen gibt) verpassen.

Ich fange dann schon mal an die Namen der Spieler zu lernen und die Regeln zu studieren, damit ich beim nächsten Firmenessen halbwegs mitreden kann.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Umgezogen


So, erstmal Luft holen dieses Wochenende, denn letztes Wochenende war etwas stressig.
Letzten Mittwoch Abend flog ich nach Salt Lake City, um endlich mal die Wüste Nevadas etwas näher kennenzulernen.
Ich mietete also einen Truck bei u-haul, ließ ca. 10 Mitarbeiter von Attensity den ganzen Kram meiner Freundin einladen, lud selbige in den Truck und verließ endlich so gegen 4 Uhr nachmittags die Stadt am Salzsee in Richtung Westen.


Die Straße lag da wie Blei und entlang der Bonneville Salzbecken völlig gerade und scheinbar endlos. Die braungrauen Hügel am Horizont wollten nur langsam näher kommen, aber letztlich landeten wir dann doch in Nevada und machten uns über gemächliche Pässe lange Hügelketten gen Reno auf.



Die Nacht kam langsam herein und die letzten Sonnenstrahlen ließen die Hügen in rötlichem Licht leuchten. Wer auch immer hier draußen in der Öde lebt, muss die Natur lieben wie seine Mutti, denn abgesehen von der Straße gibt es hier nicht viel. Meistens Minenarbeiter samt Familien, Tankstellen, Schnellimbiss-Buden.

Doch ich weiß nicht wie, aber knapp nach Mitternacht lag die Ödnis hinter uns und die Lichter von Reno begrüßten uns. Das Spielerparadies am östlichen Ende der Sierra Nevada ist laut und schrill und voll mit billigen Motels.
Natürlich musste ich weiterfahren und hab noch den Anstieg in die Sierras geschafft und war damit in Kalifornien.
Es gibt da übrigens sowas wie eine Grenzkontrolle der Landwirtschaftsbehörde: Wer versucht Pflanzen oder Saatgut ohne Genehmigung einzuführen wird bös bestraft und darf sich dann kein kleiner Dummer nennen.
Wir durften die Topfpflanzen allerdings behalten, denn das scheint wohl ok zu sein.


Eine Übernachtung in Truckee später waren wir wieder auf der Straße, stürzten die Berge hinab


Richtung Sacramento (ja, von da regiert Schwarzenegger über Kalifornien)




und von da an war es nur noch eine kleine Pflichtübung, bis wir das glitzernde Ufer der San Francisco Bay sahen.

Und dann erwarteten uns tausend Helfer zum Ausladen der Kisten und sie trugen uns auf Händen in die neue Wohnung...
Ha! Schön wärs. Nee, erstmal noch schnell bei meiner alten Bude vorbeigeschaut und die 23,5 Kisten eingeladen und dann ganze 1,5 Blocks weiter zur 1919 Grove St und dann, zu zweit, alle Kisten ausgeladen.
Der Muskelkater danach war legendär, aber letztendlich hatten wir dann doch den Truck leer.

Naja, fast, jetzt heißt es Möbel kaufen und Kisten auspacken und sowas. Ich hatte ja in einer möblierten Wohnung gewohnt und die sollte ja auch nur temporär sein. Hätte nicht gedacht, dass ich letztendlich doch über 2 Jahre dort verbringen würde. Total verwohnt, die Bude :)

Inzwischen hab ich auch den ersten IKEA Besuch überlebt und wir haben ein Bett und ein TV-Möbel erfolgreich montiert. IKEA ist hier nicht sooo beliebt wie in D-Land: Die Amis mögen einfach das zusammenschrauben nicht :) Uh, Oh, böse Verallgemeinerung, aber wat solls.

Montag, 30. August 2010

Anleitung zum risikolosen Immobilienbetrug

Nach über 2 Jahren bin ich jetzt doch mal ernsthaft auf der Suche nach einer schönen 3ZKB Wohnung, aber solch ein Vorhaben ist doch mit einige Fallstricken verbunden.
Und man lernt, wie gutgläubige Menschen doch recht einfach über den Tisch gezogen werden können. Zeus sei Dank hab ich den Betrug frühzeitig bemerkt, aber hier ist eine kleine Anleitung, wie man nebenher $1500 pro "Auftrag" verdienen kann und sich wenig Gedanken machen muss angezeigt zu werden.

  1. Gehe zu trulia.com oder sfbay.craigslist.com und schaue sich die Verkaufsanzeigen für Häuser durch
  2. Finde ein Haus, das schon etwas länger auf dem Markt ist und das viele schöne Fotos und einen tollen Anzeigetext hat
  3. Kopiere alle Bilder und den Text herunter auf Deinen Computer
  4. Erstell ein neues Angebot zum Vermieten dieses Hauses
  5. Mach es ungewöhnlich preiswert (aber nicht zu preiswert) oder halte die Kaution gering ($1500 z.B!)
  6. Erfinde einen albernen Namen und hol Dir eine Wegwerf-E-Mail-Adresse
  7. Wenn Du angeschrieben wirst von Interessenten, sei höflich, gib kurz Auskunft und gib Deine Telefonnummer an (Wegwerf-Handy)
  8. Falls Dich der Interessent anruft, erzähle eine herzzerreißende Geschichte: "Ja, ich kann die Wohnung gerade nicht zeigen, denn ich bin hier beruflich in Washington und meine Frau ist krankgeworden"
  9. Schicke das Anmeldeformular trotzdem mal zu mit der Bitte selbiges auszufüllen. Reichere Deine Geschichte an mit Aussagen, die Vertrauen bilden: "Wir sind gläubige Christen und wurden von Jesus errettet" (keinen Scheiß, das haben die uns geschrieben. War lustig)
  10. Warte auf das Formular und dann schreibe so was: "Ich schicke Dir die Schlüssel zur Wohnung zu sobald ich die Kaution habe"
  11. Warten.
  12. Profit!

Naja, bis zu Schritt 9 bin ich noch mitgegangen, aber dann war mir die Sache doch etwas komisch vorgekommen. Ich hab die Immobilienagentur angerufen, die das Haus verkaufen wollte und die fiel aus allen Wolken und hat mir bestätigt, dass der angebliche Vermieter gar nicht der Besitzer des Hauses ist.

Anzeige zu erstatten ist zwecklos, da der Typ irgendwo in den USA sitzt und das Ganze als Bagatelldelikt gehandhabt wird.

Inzwischen hab ich mir so um die 16 Wohnungen angeschaut und es ist schon frech, welche Bruchbuden man hier für stolze $2500 angeboten bekommt.
Hier werden Räumlichkeiten mit der Anzahl der Schlafzimmer angegeben.
Ich wohn hier also z.Z in einem 1 Bedroom Apartment.
Sucht man nach 2 Bedroom Apartments, dann werden Esszimmer mal eben zu nem Schlafzimmer deklariert oder die Wohnung hat gar kein Wohnzimmer sondern nur ne Essküche, in die vielleicht noch ein Tisch passt. Albern.

Aber wozu braucht der Beders ein 2 Bedroom Apartment?
Das, liebe Leser, erzählt er euch beim nächsten Mal.

Sonntag, 15. August 2010

Only in America

Hier ein Ausschnitt aus WifeSwap, der allseits beliebten(?!) Variante von "Frauentausch".
Diesmal hat man eine sehr, sehr gläubige Mutter mit einer Esoterik-Fanatikerin getauscht.
Unten das Fazit der religiös völlig verstörten Frau. (sorry, leider nur auf englisch)

http://www.youtube.com/watch?v=q3mDLsyn6ns

Es ist schwierig sich vorzustellen, dass das alles gestellt sein sollte
Wieder ein Musterbeispiel dafür, wie sich Furcht vor dem Unbekannten wie ein roter Faden durch diese Gesellschaft zieht. Angst vor der Hölle, Angst vor andersfarbigen Menschen, Angst vor Homosexualität, Angst vor Terroristen, Angst vor Überfremdung, Angst vor der Kreditkartenabrechnung :)

Das ist wahrscheinlich nicht viel anders wie in anderen Ländern auch, aber hier ist einfach alles größer: Die Landschaft, die Gebäude, die Egos und die Angst.

Samstag, 24. Juli 2010

Ich bin unwürdig!


Und zwar unwürdig eine Kreditkarte zu bekommen.
Denn dafür braucht man hier drüben einen guten Credit Score.
Das ist sowas wie eine gute Schufa-Auskunft, aber halt von Privatunternehmen.

Verwendet man hier etwelche Kreditkarten, so übermittelt die ausgebende Bank an diese Verbrecherunternehmen, ob man denn immer recht brav und rechtzeitig seine Kreditkartenrechnung beglichen hat.

Falls ja, so erhöht sich der Credit Score und man gehört zu den Guten. Legal Aliens wie ich haben da ein Problem: Ich bin diesen drei Unternehmen, die den Credit Score erstellen, völlig unbekannt. Anfragen bzgl. meines Scores liefern nur komische Nachfragen zurück: Ob ich denn mit Soundso zusammen in der Masonic Ave wohnen würde... Die haben keinen Schimmer, wer ich bin.

Also: Ohne Credit Score keine Kreditkarte und ohne Kreditkarte keinen Credit Score.

Ja, ziemlich verwirrend das. Also hab ich mal bei meiner Hausbank gefragt: Die kennt meine Konten, die eher selten leer sind und sollte mir genug Vertrauen entgegenbringen.
Pff, falsch gedacht: Interessiert die nicht. Ich hab keinen Credit Score, ergo krieg ich keine Kreditkarte.

In der Not muss man dann zu sog. Secured Credit Cards greifen: Hier bezahlt man den Kreditrahmen schon mal vor und kann dann darüber verfügen. Null Risiko für die Bank, man erhält Einträge für den Credit Score und darf dann dafür $24 im Jahr zahlen.

Nur weil ich jetzt ein paar Rechnungen nicht mehr direkt über meine Debit-Karte bezahle, sondern den bescheuerten Umweg über Kreditkarte gehe, bin ich plötzlich würdig. Korrektur: Werde ich würdig sein. In ca. 6 Monaten bin ich dann wohl auch endlich bekannt bei TransUnion, Experian und Equifax (rot in hell, bastards) und kriege auch endlich eine Bewertung, wie toll ich Schulden machen kann.

Obiges Bild prangt übrigens auf meiner soeben erhaltenen Karte. Selbstgeknipst, Kater Nero im Garten an der Nied. Hab die Heimat also immer im Geldbeutel dabei :)

Sonntag, 6. Juni 2010

Verbrechen als bunte Icons




Ab und zu werde ich gefragt, ob es denn gefährlich sei in San Francisco. Da ich dort wohne, muss ich natürlich sagen: BRANDGEFÄHRLICH BABE! :)

Aber ist es denn halbwegs sicher? Kann man nachts auf der Straße rumlaufen ohne sich Sorgen machen zu müssen?

Bis vor gerade eben hätte ich gesagt: Klar! Solange man keinen alten Saab hat.

Aber wer sich gruseln möchte, dem sei diese Webseite ans Herz gelegt:

http://www.crimemapping.com/map/ca/sanfrancisco/wizard.asp

Dieser Service zeigt Verbrechensmeldungen auf einer scrollbaren Karte an. Lustige Icons für Diebstahl, Raub, Einbruch, Autodiebstahl usw. lassen sich einen fragen, wo man z.B. am 22.3. war, als in meinem Block ein Einbruch gemeldet wurde...

Auf der Webseite oben einfach mal im Suchfeld 94117 eingeben und dann Richtung Masonic & Fulton scrollen.

Und dann kommt noch der Witz: Ihr seht nur die Daten der letzten Woche!
Jetzt mal auf "Dates" klicken im Menü oben und dann die letzten 3 Monate auswählen: San Francisco ist scheinbar ein El Dorado für Kleinganoven.

Jetzt muss ich doch mal schnell alle Türen und Fenster kontrollieren...
Heh, ich hör Geräusche aus der Küche...
Ich geh mal kurz nachs

Sonntag, 23. Mai 2010

Flug


Nach geschätzten 20 Flügen zwischen Salt Lake und San Francisco stumpft man ja ein wenig ab, was die fliegenden Busse angeht. Man blättert im fabulösen SkyMall Magazin, was sowas wie der Perl-Katalog für Reisende ist, während die Flugbegleiter die üblichen Hinweise runterrattern: "In the unlikely event of a water landing, you will all die horrible deaths" und mitunter kriegt man gar nicht mit, wie die Kiste beschleunigt und abhebt.

Doch manchmal ist Fliegen einfach magisch, so wie am Freitag Abend: Die Beschleunigung drückt einen in die Sitze und fast unmerklich hebt man ab und blickt über die Bucht, sieht die sich ständig ändernden Wellenmuster und schäumende Wogen. Man steigt noch höher, blinzelt in die Abendsonne und sieht die Skyline von San Francisco und Oakland an einem vorbeiziehen. Man zählt die Brücken: Bay Bridge, Golden Gate, Richmond Bridge und erahnt die sich dahinwälzenden Autokolonnen im Feierabendverkehr.

Immer noch im Steigflug, während die Sonne langsam herabsinkt und die Wolken in Vanillecreme einhüllt, genießt man den Ausblick über die Bucht, den Pazifik und die wie zerknülltes, grünes Papier aussehenden Ausläufer des Diablo Gebirgszugs.

Man erreicht 10000 Fuß und darf endlich wieder seine mitgebrachten elektronischen Geräte benutzen, aber diesmal ist der Blick nach draußen einfach zu schön. Die Wolken fangen an rosa zu leuchten, ihre Schatten malen seltsame Kreaturen auf die grün-braunen Felder des zentralen Valleys. Man sieht überschwemmte Felder (eine Seltenheit hier) und kleine Städtchen, die von Landwirtschaft und Kleinindustrie leben, sieht die schnurgeraden Kanäle, die die Kornkammer des Landes durchziehen.

Höher liegendene Wolkenschichten kündigen die Sierra Nevada an, der Gebirgszug, der sich durch fast ganz Kalifornien zieht und der Heimat einzigartiger, magischer Orte ist, wie den Yosemite Park oder Lake Taho.

Selbiger wird gerade sichtbar, sein dunkles blaugrünes Wasser lockt zur Wasserlandung, aber wir zischen drüber hinweg und tauchen ein in die Ödnis der Wüste von Nevada. Ein paar letzte Lichtstrahlen aus dem Westen, ein buntes Flackern von den Kasinos in Reno und die Dunkelheit des Nichts empfängt den Reisenden.

Unterbrochen nur von kleinen und kleinsten Flecken der Zivilisation fliegt man über Salzteppiche, karg bewachsene und felsige Täler und erahnt die Wellen von Gebirgszügen, die alle seltsamerweise gen Norden ausgerichtet sind und versucht zu verstehen, welche Gewalten diese Landschaft geformt haben.

Dann: Die Maschinen werden leiser, man spürt das leichte Abbremsen des Flugzeugs als es seine Reiseflughöhe verlässt und den Luftraum um Salt Lake betritt. Das Wetter verschlechtert sich schlagartig, Böen und Luftlöcher lassen die Adrenalinspiegel der Reisenden steigen und schütteln uns ordentlich durch. Regen setzt ein. Man sieht nur flirrende, horizontale Bindfäden, die am Flugzeug vorbeirasen. So muss Warp-Speed aussehen, wenn man seitlich aus der Enterprise guckt :)
Man stellt erstaunt fest, dass die Turbine und der Flügel trocken bleiben, während man mit null Sicht auf das Salt Lake Valley zustürzt.

Scheinbar endlose, durchgerüttelte Minuten vergehen bis man unter die Wolkendecke abtaucht und die Abermillionen Lichter von Salt Lake City unter sich sieht. Die beiden Gebirgszüge, die die Stadt umschließen sind immer noch schneebedeckt und werfen blasses Licht auf die Wolkenfetzen.

Sichtlich erleichtert setzt der Pilot butterweich auf und der Blogschreiber freut sich wieder sicher am Boden zu sein.

Freitag, 23. April 2010

Legales Autofahren


Autofahren mit vollständigen Papieren, einem sicheren und komfortablem Fahrzeug: Das ist doch was für Weicheier!

Konsequenterweise habe ich mich so lange wie möglich um die Erlangung des hiesigen Führerscheins rumgedrückt. Aber nun ist es soweit: Ich fahre ab sofort völlig legal durch die Gegend und das mit einem Auto, das nur seltsame Geräusche macht, wenn ich darin Chris Potter höre.

Den Führerschein hier zu machen ist unfassbar einfach: Man geht zu seinem nächstgelegenen DMV und sagt: Guten Tag, ich möchte gernen einen Führerschein! Ab dann geht alles blitzschnell: Kopie vom Pass und Visum, einmal unterschreiben bitte, einmal hierhin stellen und doof gucken (siehe Foto oben) und jetzt bitte hier den schriftlichen Test ablegen (Weicheier können vorher noch im Study Guide die Besonderheiten des Straßenverkehrs in Kalifornien studieren). Dann bezahlt man dafür schlappe $31, bekommt einen temporären Führerschein (so man denn schon einen deutschen hatte) und meldet sich zu einem Fahrtest an.

Der praktische Fahrtest ist ganz lustig: Der Prüfer guckt erstmal, ob Blinker und Bremslichter an Deiner Karre gehen. Wer kein Auto mitbringt hat sowieso Pech. Und wessen Blinker nicht geht, darf auch später wiederkommen. Also dann, rein in die Karre und losgedüst. Erstmal auf dem Gelände des DMV ganze 10 Meter rückwärts fahren und dann wird noch 15 Minuten durch die Stadt gegondelt. Wer dabei zu schnell oder zu langsam ist: Nochmal antreten. Ansonsten darf man sich 15 kleinere Schnitzer erlauben (ich hatte 9, aber keine Ahnung warum :).
Ob der Rückkehr zum DMV Gelände erhält man einen feuchten Händedruck und den Führerschein auf Papier ausgedruckt. Zwei Wochen später hatte ich dann Post von Arnold Schwarzenegger und obiges Laminat in der Hand.

Damit kann ich jetzt Alkohol kaufen in Utah, mich ausweisen bei Inlandsreisen und auch sonst alles damit machen, wozu man in D-Land einen Personalausweis benötigen würde. Hurra!

Freitag, 2. April 2010

Aprilschlagzeilen

Hier ein paar Schlagzeilen zum 1. April, die ich gerne gesehen hätte. Und das nicht nur am 1. April.

U.N. BESCHLIESST ENDE VON HUNGER UND AIDS IN AFRIKA
(jbpa) New York - Völlig überraschend hat Generalsekretär Ban Ki-Moon am Donnerstag bekannt gegeben, dass die Vereinten Nationen über genügend Kapital verfügten, um in Afrika flächendeckend die Versorgung mit Nahrung, AIDS-Medikamenten, Verhütungsmitteln und entsprechender Aufklärung zu gewährleisten. Die Maßnahme tritt sofort in Kraft. Ein Sprecher erklärte: "Eigentlich war es ganz einfach. Wir haben die 5 wohlhabensten Nationen gebeten ihren Rüstungsetat für 2 Jahre einzufrieren."

PAPST ENTLÄSST KINDERSCHÄNDER, GIBT INTERNE DOKUMENTE FREI
(jbpa) Vatikan-Stadt - Im Anschluss an ein Gespräch mit Christopher Hitchens hat Papst Benedikt die sofortige Entlassung und Exkommunikation von allen überführten Kinderschändern, die bis dato von der kath. Kirche geschützt wurden, angeordnet. Ebenso wurden interne Akten an die Strafverfolgungsbehörden in den jeweiligen Ländern übermittelt. Damit kann endlich eine lückenlose Aufklärung erfolgen. Der Papst ist wie immer tief erschüttert und besorgt und will in der nächsten Zeit aus Rücksicht auf die Opfer seine roten Schuhe nicht mehr tragen.

LÄNDER PRÜFEN EIGNUNG VON PRIESTERN ZUR KINDERBETREUUNG
(jbpa) Berlin - Der Bundesrat hat eine Richtlinie abgesegnet (sic), nach der der Einsatz von Priestern jedweder Religion für die Betreuung von Kindern strengen Regeln unterworfen wird. Die Ausbildung zum Priester erfordert zur Zeit keinerlei Abschluß in Sozialpädagogik oder ähnlichen Fächern.

KATHOLISCHE KIRCHE GIBT AUF
(jbpa) Ex-Vatikan-Stadt - Nach dem erneut gescheiterten Versuch Kontakt mit der abrahamischen Gottheit aufzunehmen, um mal ein paar Worte mit ihm/ihr über sein/ihre Schöpfung zu wechseln, hat Papst Benedikt verkündet, dass das alles nur ein böser Scherz war und es keinen Schöpfer gibt. Folgerichtig hat er die kath. Kirche aufgelöst und angefangen die Besitztümer des Vatikans über ebay zu versteigern, um stattdessen eine humanistische, philantrophische Organisation aufzubauen.

SAUDI ARABIEN FÜHRT DEMOKRATIE UND BÜRGERLICHES GESETZBUCH EIN
(jbpa) Riad - Nachdem König Abdullah Al Saud sich jahrzehntelang köstlich darüber amüsiert hat, dass der Westen beide Augen zugedrückt hat, wenn es um die Politik des Königtums ging, (Er vermutet, dass eine gewissen schwarze Substanz dafür verantwortlich war) erklärte er am Abend: "Ok, das war ja spaßig genug, aber jetzt wollen wir es mal mit Demokratie versuchen und auch die Sharia-Gesetze mal auf die Müllhalde der Geschichte werfen. Sonst wird das nix mit Frieden im nahen Osten."

ISRAEL ÖFFNET GRENZE, ZIEHT SIEDLER AB UND STELLT KAMPFHANDLUNGEN EIN
(jbpa) Tel Aviv - Die israelische Regierung hat einen umfassenden Friedensvertrag mit Palästina und den umliegenden Staaten angeboten, um die jahrzehntelange Krise in der Region zu beenden. Hinter verschlossenen Türen werden jedoch ökonomische Gründe vermutet: Die von der israelischen Wirtschaft dringend benötigten billigen Arbeitskräfte aus den Palästinensergebieten.


Monoid v3


Mitte März trug sich erstaunliches zu in dieser Ecke des Planeten. Ich hab eine Woche kein Nutella gegessen... neee, gelogen. Ich hatte drei Freunde zu Besuch. Und das war wie in alten Monoid-WG Zeiten in Saarbrücken. Nur diesmal in einem kleinen Apartment in San Francisco.

Ich hatte mir extra für die Jungs ein neues Auto besorgt...ok, auch gelogen, aber der Besuch hat mir geholfen endlich mal den Hintern hochzubekommen und eins zu kaufen.
Dann hatte ich noch ne Luftmatratze gekauft, zwei Stühle und Bettzeug und aus meinem Wohnzimmer eine Auberge d' Beders gemacht.

Samstags Abend saß ich dann da in den Startlöchern, um die Jungs vom Flughafen abzuholen.
Nur mussten die drei dicklichen Zicken ja erst noch eine Vergnügungstour in New York machen! Mehr dazu hat Patric aufgeschrieben. Pah-popah!

Aber am Montag konnte ich sie dann abholen und gleich zu unserem ersten gemeinsamen Basketballspiel bringen. Wir haben gegen die LA Lakers gespielt. Hans und ich waren Balljunge und Jörg und Patric haben die Körbe geholt. Haha!
Entgegen aller Erwartungen war es aber ein unterhaltsames Spiel!

Und dann haben wir natürlich die üblichen Touren gemacht: Golden Gate Bridge, Fishermens Wharf, Union Square usw.
Ich hatte die Götter extra mit Ziegenblut bestochen und so war das Wetter völlig untypisch für San Francisco absolut fantastisch und sogar Hans hat etwas Farbe abbekommen.

Am Wochenende war dann ein Trip nach LA angesagt mit Besuch von Hollywood und den Universal Studios. Sehr unterhaltsam das und vor allem Jörg hat einige Einträge auf seiner "Muss-man-einmal-im-Leben-gemacht-haben"-Liste abgehakt.
(Anscheinend war so ein Eintrag auch: Ich muss alle Chips-Sorten probieren! :)
Dazwischen gab es auch immer wieder spontane Geocaching-Einsätze, was immer ein lustiger Spaß war. Ich war viel zu faul und hab Patric und Jörg das Suchen überlassen und nur die Hardware gestellt.

Natürlich wurde auch viel gezockt in der Zeit und wir sind inzwischen Semi-Profis in FIFA 2010. Hahaha.
Ich weiß gar nicht, warum die Zeit so schnell vorbei war, aber dann musste ich die auch schon wieder zum Flughafen karren.

Kurzum: Es war eine tolle Zeit und ich danke den abenteuerlustigen Freunden fürs kommen und noch mehr Dank gilt natürlich den Frauen, die zwei Wochen auf ihre Lustsklaven verzichten mussten. Jörg hat sogar seinen 40. hier drüben gefeiert ohne Frau und Kind. Respekt!

Bis zum nächsten Jahr! (Ach so? Ihr habt euren Frauen gar nicht erzählt, dass das eine jährliche Tradition wird?)

Samstag, 13. März 2010

Augen auf beim Autokauf



Nachdem mein alter Saab immer ulkigere Geräusche gemacht hatte in letzter Zeit und zudem der Besuch der drei Amigos anstand, hatte ich mich vor ein paar Wochen entschlossen ein neues Auto zu kaufen.
Hierzulande überschlagen sich die Autohändler zur Zeit mit Angeboten und so herrscht hier ein "Buyer's Market", wie mir meine Arbeitskollegen versicherten.

Zuerst hatte ich mit einem Hyundai Tucson 2010 geliebäugelt, aber dann hat der innere Geiz sich doch einem Honda Fit (Europa: Honda Jazz) zugewandt.

Ich muss vorausschicken, dass ich selbst noch nie ein Auto und schon gar nie einen Neuwagen erworben hab. Meistens hat mein guter Vater die Verhandlungen geführt und so ein paar Hunderter rausgeholt. Jetzt, mit fast 40, musste ich auch mal ran :=)

Was tut man so heutzutage: Man recherchiert erstmal im Internet. Da gibt es hunderte Ratgeber zum Autokauf und man liest von empfohlenem Verkaufspreis (MRSP, der hier nur eine bel. Zahl ist), Einkaufswert (was der Händler vermutlich bezahlt hat) und eigentlichem Wert (abzüglich von Anreizen des Herstellers, in meinem Fall $500).

Dann muss man verstehen, dass Händler die Autos ja nicht direkt kaufen, sondern mit einem Darlehen und dann noch Platzmiete (das Ding steht ja irgendwo rum) und Zinsen in die Rechnung mit einbeziehen.
Alle Hersteller erheben dann noch eine Destination Charge oder Liefergebühr, die bei rund $700 liegt.
Zu allem übel kommen dann noch, abhängig vom Landkreis, die Mehrwertsteuer (Sales Tax, 9.25%) und die Gebühr zum Anmelden/Ummelden des Fahrzeugs beim Kraftfahramt (DMV) dazu.

Schon verwirrt? Das wird alles noch komplizierter, wenn man das Fahrzeug leasen will, aber das wollte ich mir schenken. Autokauf ist kein Spaß und kann leicht zum mehrwöchigen Hobby werden.

Über edmunds.com hatte ich dann erstmal alle Händler in der Gegend um ein Angebot gebeten.
Dabei hinterlässt man seine Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Auch wenn man sagt, dass man nur über E-Mail kontaktiert werden möchte, hagelt es ca. 5 Minuten später Anrufe.
Ich hatte meine Google Voice Nummer angegeben und die erstmal alle auf den Anrufbeantworter gejagt. (Google Voice übersetzt dann die Nachricht in Text und schickt SMSe.)

Auf jeden Fall waren die Angebote höchst unterschiedlich und einige Händler wollten mich gleich über die Vorzüge des teureren Modells informieren.
Ich hatte im Ratgeber natürlich alles über die Tricks und Kniffe der Händler gelesen und war entsprechend gewappnet.
Am gleichen Abend hatte ich meine erste Probefahrt mit Elena von Honda in Redwoods.
Die gute Frau wollte mir keinen guten Preis nennen und mir auch noch unnötige Extras andrehen.
Natürlich ging es auch darum meinen Saab einzutauschen bei dem Deal. Ich hatte mir so $300 ausgerechnet im Internet, aber dann über $500 verhandelt.

Das wurde dann erstmal nix und ich landete bei Honda Oakland, die mit einem Preis um die Ecke kamen der niedriger war als alle Preise im Internet und von den anderen Händlern.
Der Preis war so gut, dass ich nicht viel handeln musste.
Dummerweise wollten die mir für meinen Saab nur noch $100 geben (was ich gut verstehen kann. Die Geräusche aus der Servolenkung und dem Getriebe würden gut in einen Horrorfilm passen).

Ich hab die dann auf $300 hochverhandeln können und noch $100 vom Preis runter, weil es im Innenraum einen Kratzer gab (daher auch der Titel des Blogs).
Zudem gab es noch so einen Schutz am Türrahmen gratis dazu und natürlich ne Tankfüllung.

Man muss aber dazu sagen: Autokauf ist Geduldssache. Ich hatte 2 Stunden gerechnet, war aber letztlich über 3 Stunden beim Händler und kam zu spät zu einem Meeting. Meine erste Fahrt mit der neuen Karre war dann leider ein mit potentiellen Verkehrsdelikten gespickter Slalom zurück über die Bay-Bridge.

Und jetzt steht die Kiste vor der Haustür und ist bereit Jörch, Patric und Hans einzuladen, die heute Nacht irgendwann am Flughafen aufschlagen (nicht wörtlich, hoffe ich).
Hoffentlich haben die Jungs kleine Koffer dabei :)

Derweil räum ich mal die Bude auf, entferne Staub und stelle Cola bereit.

Montag, 8. März 2010

Zeitunterschiede



Nachdem ich mal wieder ein paar Zeitzonen durchwandert habe und gerade im Flughafen von Salt Lake hocke und auf meinen verspäteten Flug warte, bin ich immer wieder verwundert über die eigentlichen Zeitunterschiede zwischen Deutschland und Amerika.

Die Kämpfe der grünen Bewegung, die Umweltpolitik im allgemeinen, der Säkularismus im alten Europa ist verglichen zu den USA sehr weit fortgeschritten.
Hier wird immer noch überlegt, ob es vielleicht doch sinnvoll wäre den Ausstoß von Abgasen zu begrenzen oder alternative Energien substantiell zu fördern.

Gerade läuft bei CNN ein Bericht über eine katholische Vorschule in den USA, die ein Kind aus der Schule geworfen hat, weil seine Eltern Lesben sind.
Da wundert man sich als halbwegs aufgeklärter Deutscher doch ziemlich. Die Begründung des Schulleiters ist witzig: Sie möchten das Kind schützen, denn da die Schule lehrt, dass Homosexualität böse ist, wird das Kind den Eindruck bekommen, dass seine Eltern böse sind...

Niemand stellt die Frage, warum es überhaupt religiös gefärbte Vorschulen gibt. Wozu gibt es die? Antworten gerne in den Kommentaren.

Auf der anderen Seite der Zeitunterschiede: Technischer Fortschritt, Annehmen neuer Technologien in den Alltag, Flexibilität in der Arbeitswelt. Das sind einige Bereiche, in denen die USA weiterhin führend ist.
Während deutsche Kunden bzw. Anbieter auf Webseiten die Vorteile von Chat erkennen, ist Chat hier schon ein alter Hut. Während in Deutschland der Wechsel des Arbeitsplatz mit Umzug in eine neue Gegend eine mittlere Katastrophe ist, ziehen hier drüben Familien von Küste zu Küste um 200 Dollar mehr in der Tasche zu haben.

Sicher nur ein paar Beispiele für "Zeitunterschiede". Es bleibt spannend hier die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten zu entdecken.

So, Flugzeug und Crew sind da, aber die FAA hält die Kiste am Boden, weil in San Francisco zu viel los ist und anscheinend der Nebel den Spaß am Landen nimmt.

Montag, 22. Februar 2010

Schnappschuss



Kate Bush ist Gott...Steht unsere POS noch in EVE Online?...Ich muss noch Schnäkes kaufen für meine Heimreise...iPhone-Entwicklung ist anstrengend...zurück in die 90er...Stewart abgesagt, Kristina zugesagt...Report an Ian geschrieben...Schnee auf den Bergen um Salt Lake ist wunderschön...Warum hab ich den Hintern nicht hochgekriegt und bin Ski fahren gegangen?...Warum krieg ich generell im Winter den Hintern nicht ausm Sofa?...Freue mich auf den Besuch der besten Freunde Mitte März...Wohnung noch grundreinigen...Aufräumen vorher...Was zocken?...Welches Auto kaufen?...Auto in Salt Lake kaufen und damit zurück nach San Francisco, einfach so zum Spaß?...Immer noch voller Schuldgefühle...Diät erstmal eingestellt wegen sozialer Verpflichtungen...dumme Ausreden kann ich gut!...Ab Donnerstag wieder auf richtigen Straßen unterwegs...Mist, der Kaffee treibt!

Freitag, 5. Februar 2010

Kochen mit Jochen (feat. Jon Stewart und Osama)


Willkommen bei einer neuen Folge von "Kochen mit Jochen". Gäste heute sind Jon Stewart und Osama Bin Laden und wir berichten live aus der Jochen'schen Küche.

Dank modernster Technologie wird das an sich völlig langweilige Zubereiten von Speisen zur spannenden Multi-Tasking-Aufgabe! Ein Mac Book (rechts oben im Bild) unterstützt die penibel auszuführenden Arbeitsschritte durch ablenkende Videoübertragungen! Sensationell!

Unser Rezept heute: Gemüse in Gemüsebouillon!
Hier die ausufernde Einkaufsliste:
  1. Gemüse, bereits zugeschnitten und gewaschen. 2 Beutel für $3 im nahen Supermarkt!
  2. Gemüsebouillon in Würfeln, hier bekannt als Vegetable Buillon im praktischen 6er Pack
Zubereitung: Man nehme eine Pfanne oder einen kleinen Kochtopf und fülle so 2-3 Tassen Wasser hinein. Dann ab damit auf den Herd und ordentlich thermisch bestrahlen. Dazu eignen sich sowohl Gas- als auch Elektroherde. Klappt vielleicht auch mit Kaffeemaschinen ohne Kaffee drin.

Je nach Lust und Laune kann man drauf warten bis das Wasser kocht oder auch nicht. Dann nehme man eine Schere und schneide den Beutel mit Gemüse auf.

Halt, fast vergessen: Erst mal einen halben Würfel Gemüsebrühe ins Wasser geben. (Alufolie entfernen!!11!)
Dann rein mit dem Gemüse und ordentlich einmal drin rumwühlen.

Nebenher erzählt Jon Stewart, dass Osama sich um das Klima sorgt und die USA für die globale Erwärmung verantwortlich macht (kicher). Rein religiöse Gründe reichen wohl nicht mehr, um die freie Welt zu attackieren (seufz).

So, das Wasser mit dem Gemüse drin kocht so vor sich hin und ermuntert Wassermoleküle in das Gemüse einzudringen und gleichzeitig die harten Zellstrukturen des Grünzeugs aufzuweichen.
Wer es abenteuerlich mag, kann kleine Fitzel aus Gemüsebouillon auf einzelne Gemüse-Brocken geben. Gibt 'ne lustige Überraschung später auf dem Gaumen.

Wenn es knapp wird mit dem Wasser und das Gemüse halbwegs weich aussieht: Raus damit und ab auf den Teller. Dann lecker Ketchup drüberkippen und rein in den schon offenstehenden Mund.
Nicht vergessen den Laptop auf den Küchentisch zu stellen, damit man mit Hilfe seichter Unterhaltung gar nicht mitbekommt wie superlecker das alles schmeckt!

Zum Nachtisch gibt es Pomme Naturel. Ein einfacher Apfel tut es natürlich auch!
So, Guten Appetit !
Mami, bist Du stolz auf mich? :)

Mittwoch, 20. Januar 2010

Gott der Plattentektonik


Fast immer nach meinen Urlaubsreisen passiert etwas schlimmes in der Region, die ich gerade besucht hatte.
So besuchte ich (auf ewig unvergesslich) Sri Lanka im Dezember 2004 und prompt zwei Wochen später wird die Gegend von einem Tsunami heimgesucht.
Und kaum hänge ich mal auf Puero Rico ab, gibt es keine zwei Wochen später ein furchtbares Erdbeben auf der Nachbarinsel Hispaniola.

Ich muss ein Gott der Plattentektonik sein! Und zu allem übel lebe ich in San Francisco, ja, bin sogar schon mit dem Auto im San Andreas Graben rumgefahren!

Spaß beiseite: Das Leiden in Haiti ist furchtbar und ich verweise meine geneigten Leser auf Giving Aid und Kiva.org, um die Bevölkerung von Haiti zu unterstützen.

Die Katastrophe nimmt hier in den USA einen Großteil der Berichterstattung in Anspruch. Die Medien übertrumpfen sich in Spendenaufrufen und drastischen Bildern aus dem Katastrophengebiet.

Leider missbrauchen aber auch einige völlig durchgeknallte religiöse Gruppierungen dieses Drama, um ihre schrulligen Ideen unters Volk zu bringen und auch gleich eine Mission zu eröffnen.

So versendet eine Gruppierung namens "Faith Comes By Hearing" solarbetriebene Audio-Bibeln, um den Inselbewohnern "spirituellen Beistand" zu leisten. Ich wette, den brauchen die natürlich am dringendsten. Diese Menschen haben alles verloren und sollen sich den Schwachsinn aus dem 1. Buch Mose anhören? Und das hilft wie genau?

Auch Scientologen wollen nicht nur zusehen, sondern kräftig mit anpacken. John Travolta persönlich soll einen Jet mit Missionaren und Materialien geschickt haben. Natürlich ist da auch der E-Meter dabei. Die Mission soll vor allem Rettungshelfer den nötigen spirituellen Beistand leisten.

Den Vogel abgeschossen hat aber Pat Robertson. Der Fernsehprediger und Gründer des Christian Broadcasting Network hat eine Erklärung dafür, warum Haiti von dem Erdbeben heimgesucht wurde: Es war der Pakt der Haitianer mit dem Teufel im Jahre 1791.
Damals haben sich die Haitianer von der französischen Besatzungsmacht befreit und sich vorher mit einem Vodoo-Ritual ordentlich auf das blutige Massaker eingeschworen.

Und deswegen hat der allmächtige Gott Abrahams 219 Jahre später ein Erdbeben geschickt.

So ein Gedankengut wird hier im Fernsehen ausgestrahlt und von Millionen dumpftreuer Anhänger geglaubt.

Wann hören wir endlich auf uns selbst die Schuld für solche Naturkatastrophen zu geben? Wir leben auf einem abkühlenden, vulkanischen Planeten, der nur von einer hauchdünnen Kruste umgeben ist, die zudem aus sich aneinanderreibenden Platten besteht.
Der Plattentektonik ist es scheissegal, ob auf der Insel, die gerade in den Atlantik gezerrt wird Leute wohnen.
Aber viele Menschen können sich mit dieser einfachen Erklärung nicht zufriedengeben.

Wahrscheinlich denken die, dass ein Gott der Plattentektonik, der gerne um die Welt reist, dafür verantworlich ist.

(Lesetipp: Der Beitrag von Christopher Hitchens auf Slate.com)