Samstag, 13. Dezember 2008

Weihnachten in San Francisco


Und wie jedes Jahr um diese Zeit gibt alle Welt mal wieder vor, wie doll sie sich lieb hat und muss deswegen in Geschäfte rennen und nutzlosen Plunder kaufen.
Siehe auch Bild rechts: Mit Plastikgitarren rumhampeln ist ja schon albern, aber die passende Lightshow dazu ist selbst für Hardcore-Zocker wie mich doch zu viel des Guten.

Die Endjahres-Rally steuert also ihrem Höhepunkt zu. Was noch harmlos angefangen hat mit Halloween und sich gemächlich steigerte für Thanksgiving (die Verkäufe knarzten doch erheblich unter dem Eindruck der Wirtschaftskrise), so ist jetzt Volldampf voraus angesagt.

Kaufen, was die Kreditkarte hergibt! (Übrigens hab ich endlich, tatsächlich, ein Konto in den USA, aber das heißt noch lange nicht, dass ich kreditwürdig genug bin für eine Kreditkarte. Ich muss dringend Schulden machen, damit ich eine Kreditkarte kriege...)

Die Stadt gibt sich festlich geschmückt. Am Union Square wird alles vom Macy's Kaufhaus dominiert. Riesiger beleuchteter Weihnachtsbaum, Eislaufbahn auf der oberen Ebene des Platzes, lustige Blinklichter allerorten.
In den Vorbezirken von San Francisco geht der Werttbewerb, um die abgefahrensten Häuserbeleuchtungen los und selbst die gute alte Cable-Car ist nicht vor dem Xmas-Virus sicher und schmückt sich mit Girlanden und sonstigem Gedöns.

Und mir fällt schon wieder nix ein, was ich schenken könnte.
Jedes Jahr dasselbe.

Zum weihnachtlichen Gedanken passend gibt es auch noch von einer lustigen Posse zu berichten.
So hat der Governor von Washington (State), ein Krippenbild im Capitol von Olympia (Hauptstadt von Washington State) aufstellen lassen.
Da es in den USA "strikte" Trennung von Staat und Kirche gibt, hat eine humanistische Gruppe gleich daneben ein atheistisches Schild aufgestellt mit den folgenden Worten drauf:
Zu dieser Wintersonnenwende
möge sich Vernunft durchsetzen.

Es gibt keine Götter,
keine Teufel, keine Engel,
kein Himmel und keine Hölle.
Es gibt nur
die natürliche Welt.
Religion ist bloß
Mythos und Aberglaube,
der die Herzen versteinert
und den Geist versklavt.

Hey, natürlich gilt Freedom of Speech nur für Gläubige und daher gabs erstmal ein Aufruhr in dem verschlafenen Städtchen an der Westküste. Über 500 Leute haben dagegen protestiert, das Schild wurde geklaut und wiedergefunden und im fundamental-christlichen Blog-Land wurde mal wieder auf ein Eingreifen Gottes gehofft, der diese niederträchtigen Heretiker doch bitte gleich in die Hölle verbannen möge. Der gute und euch alle liebende Allvater.

In dem Sinne, Frohe Feiertage

Montag, 1. Dezember 2008

Thanksgiving Wochenende



Diesmal in Kurzform:
Auto abgeholt,
Nina abgeholt,
Nacht drüber geschlafen,
Ab auf die US-101 und dann die US-1 die Pazifikküste runter nach Santa Barbara,
Von Santa Barabara runter nach L.A.,
Spazieren am Venice Beach,
Ab nach Hollywood,
Sterne gejagt,
Fußabdrücke gesucht,
Universal Studios besucht,
Im längsten Stau der Welt nach Hause gefahren über die I-5,
Tot ins Bett gefallen,
Kalifornien ist toll!

Montag, 24. November 2008

Kalorien zählen


Jetzt ist es tatsächlich so weit und ich bin Kalorienzähler geworden.
Ja, ich verbringe erstaunlich viel Zeit im Supermarkt beim Lesen der Nutrition Facts, der standardisierten Nahrungstabelle, die auf beinahe allem hier draufklebt.
(Dummerweise z.B. nicht auf einzelnen Trauben, die hier wirklich super-lecker sind.)

Ich werde jetzt mal austesten, ob ich ohne viel Sport und nur mit reduzierter Kalorieneinnahme wieder auf mein altes Gewicht zurückkommen kann.
Das bedeutet zwar den Verzicht auf liebgewonnene Angewohnheiten (Verspachteln von Tonnen von Eis beim Gucken von Dexter) , aber andererseits kann ich mich dann vielleicht auch wieder mal selbst angucken.

Weiß jemand wie viel Kalorien so ein Nutellabrot ohne Butter hat? :)

Das Netz bietet inzwischen unfassbar viele, zum Teil recht beknackte, Infos zum Abnehmen. Am nüchtersten fasst es jedoch Hacker's Diet zusammen, geschrieben vom Gründer von Autodesk, John Walker, also einem Software-Hacker. Er selbst beschreibt das Buch als Diät-Buch, geschrieben von jemandem, der die meiste Zeit seines Lebens zu fett war.

Die ingenieursmäßige Rangehensweise an das Thema ist natürlich genau nach meinem Geschmack:

if (eingenommeneKalorien - verbrauchteKalorien > 0) {
bedersWirdFetter();
} else if (eingenommeneKalorien - verbrauchteKalorien < 0 {
bedersWirdDuenner();
} else {
bedersBleibtGleichDick();
}

Die Herausforderung liegt also darin die Kalorienzufuhr zu verringern und das auch erfolgreich messen zu können(!).
Denn da liegt das Problem: Die Waage lügt, da unser Körper ein dynamisches System ist, und eben nicht in demselben Zustand ist bei jeder Messung auf der Waage.
Hat man abends zuvor was sehr salziges gegessen und entsprechend Wasser getrunken, so fließt gerad eine größere Menge von selbigem durch unser System und man ist schwerer. Wer sich dann gerade wiegt, könnte natürlich brechen (was dann wiederum auch hilft Gewicht zu verlieren).

Ich bin jetzt auf dem 1500-1600 Kalorien-Tripp und benötige eigentlich zwischen 2000-2100 Kalorien. Versuche also pro Woche 3500 Kalorien einzusparen, was ca. ein Pfund Speck darstellt (0,45kg).

Drückt mir die Daumen, dass ich das durchhalte.
Bin gestern tapfer an den importierten Lebkuchen im Trader's Joe vorbeimarschiert.

Sonntag, 16. November 2008

Fun Facts über die Nachwahlen

Jaaa, die rechte Presse (FoxNews) hat es innerhalb einer Woche geschafft eine Beziehung zwischen Hitler und Obama herzustellen. Hurra! Das ging schnell.
Is ja auch logisch: Hitler hat die Massen bewegt und von Veränderung geredet, Obama macht das selbe, Hitler wurde demokratisch gewählt, Obama auch, Hitler spricht vom ausgewählten Volk, Obama auch. Das reicht doch als "Beweis", oder?
Nein, wirklich, so primitiv wird hier versucht Leute davon zu überzeugen. Hier noch ein erschreckendes Video aus dem Land der Unmöglichkeiten.

Das Verbreiten von Angst vor Obama ist zwar professionell, aber nicht gerade besonders subtil. Die meisten Kommentatoren im rechten Lager sprechen von Bauchgefühlen und dass wir den "wahren" Obama gar nicht kennen würden.
Nicht fehlen dürfen auch Berichte über rasant steigende Waffenverkäufe (natürlich nur für den Heimbedarf und Jagd!) seit der Wahl Obamas.
Er verbreitet unter den Rednecks Angst und Schrecken und viele fundamentalistische Christen sehen ihr Seelenheil bedroht, weil Obama aus den USA einen mulimischen Staat machen will.

Also viel wirres Zeug diese Woche, was Zeus-sei-Dank nicht so hochgekocht wurde, weil anderweitig viel gekocht wird, vor allem viele Häuser, die einfach mitten im Wald stehen und aus Holz gebaut sind. So langsam müsste es doch allen mal dämmern, was globale Erwärmung bedeuten könnte, auch wenn sie in dem Fall eher lokal ist.

Sonntag, 9. November 2008

Nachwehen nach Wahlen


Und so fing es also an.
Nachdem sich jeder mal verwundert die Augen gerieben hatte, ging es auch schon gleich weiter mit Ärmel hochkrempeln, mit Sarkozy plaudern, mit dem russischen Staatschef und mit jeder Menge Bewerber, die gern einen Posten oder ein Pöstchen in Obamas Regierung hätten.

Die Freude in Kalifornien und ganz speziell in San Francisco war eher gedämpft. Kein Wunder. Hatten doch finanziell bestens ausgestattete religiöse Gruppierungen einen riesigen Erfolg eingefahren und Proposition 8 durchgebracht, d.h. Schwulen und Lesben das Recht auf Heirat wieder aberkannt. (In insgesamt drei Bundesstaaten wurde über sowas abgestimmt. In jedem haben die religiösen Oberdirmel gewonnen!).

Statt zu feiern sind die Kalifornier also auf die Straße gegangen und haben tagelang demonstriert. Teilweise wurde natürlich auch randaliert und Straßen blockiert. Idioten gibt's wohl überall.
Inzwischen versucht man Prop 8 über den Gang zum Gericht aus dem Weg zu schaffen.
Es ist wohl ein einmaliger Vorgang, dass hier von der Verfassung garantierte Rechte wieder entzogen werden. Darauf baut dann auch die Anklage auf.

Die Befürworter und Finanzgeber von Prop. 8 haben sich inzwischen entschlossen die bestehenden homosexuellen Ehen nicht anzufechten. Wie überaus großzügig.
So viel zu christlicher Nächstenliebe hier im Land der Irren.

Und schwupps sind meine Pläne dahin einen schwulen, reichen Geschäftsmann zu heiraten! ARGH :)

Dienstag, 4. November 2008

Vote for Resistance 2

Heute Nacht um 12:01am war es endlich soweit! Der Moment auf den viele seit Jahren gewartet haben. Der ewig währende Kampf zwischen Gut und Böse! Der Beginn einer Revolution! Die Entscheidung über Freiheit oder Unterdrückung!

Nein, ich rede nicht von den Präsidentschaftswahlen, sondern von der Launch Party zu Resistance 2, dem Maßstäbe setzenden Nachfolger von Resistance: Fall of Man für die Playstation 3!
Mit über 200 anderen Fans hab ich ca. anderhalb Stunden draußen vor dem Playstation Store gewartet, um endlich die die Collector's Edition in meine klammen Finger zu bekommen.
Als Goodies warteten eine Fotomontage auf dem Cover des Spiels und Autogramme des Dev-Teams, das extra aus L.A. angeflogen war.

Wem das jetzt zu viele Anglizismen waren, das Ganze nochmal knapp in deutsch: Gestern Nacht Start des Verkaufs eines Spiels für die Spielstation-Konsole von Sony namens Widerstand 2, der Nachfolger von Widerstand: Fall der Menschheit. Man konnte sich per Fotomontage auf dem Deckblatt der Packung verewigen lassen und sich seine Kopie des Spiels mit Unterschriften der Entwicklertruppe aufhübschen.



Jetzt dürft ihr mich gerne Super-Nerd schimpfen. Aber es ist ein weiteres Zeichen, dass Videospiele im Hauptstrom angekommen sind und dass es bald ähnliche Szenen geben wird, wie bei Premieren von Kinofilmen.
Und ich war tatsächlich nicht der einzige alte Sack, der die Chance genutzt hat das Spiel als erster in den Händen zu halten und ein paar Worte mit dem kreativen Team dahinter zu wechseln.

Videospiele sind besser als Kino. Viel besser. Man darf mitmachen.

Ach so, und dann sind da noch die U.S. Wahlen. Stimmt ja!

Habe heute morgen schon einige, meist junge Amis gesehen, die im Bus stolz den "I voted!" Sticker getragen haben. Das sah schon mal vielversprechend aus.
Außerdem wird auf der Straße noch um Proposition 8 gekämpft. Die Kalifornier haben nämlich außer der Wahl Obamas zum Präsidenten noch über sog. Propositions (also Vorschläge) zu entscheiden.
Prop 8 behandelt die Frage, ob die gleichgeschlechtliche Ehe wieder abgeschafft werden soll und es könnte gut sein, dass die meisten im Land mit JA antworten.
Hier ist der Hauptgrund: Seit Einführung dieser Ehe wird auch in der Schule darüber gelehrt, d.h. Kinder erfahren wie und wen man so alles heiraten kann. Einige Schulen gehen angeblich (konnte das noch nicht überprüfen) weiter und fordern Schüler dazu auf mal die Kleidung des anderen Geschlechts zu tragen, um sich in diesen Rollentausch "reinzufühlen".

Das ist natürlich für gestandene Konservative ne Katastrophe: Hilfe, die Schule macht unsere Kinder schwul.
Dieses ganze, verdammt große Land, wird nur von einem Mechanismus reagiert und das ist die Angst. Angst überschattet und bestimmt hier einfach alles. Gruselig.

Man müsste vielen Amerikanern mal eine Einführung in Regierung und Kultur der skandinavischen Länder geben. Die sind inzwischen quasi atheistisch, haben enorm niedrige Raten bei Kriminalität, Schwangerschaften unter 18 Jahren und enorm hohe Lebensqualität.

Das wär aber dann definitiv zu viel des Guten für Joe-the-plumber.

[Update] Glückwunsch an Obama!
Wow. Ich hab noch nie so viele Leute im Fernsehen gesehen, die vor Rührung geweint haben.
"This is history right now". Und abcnews.com titelt einfach nur, mit einem Bild von Obama: Mr. President

Freitag, 31. Oktober 2008

Abend vor Allerheiligen

Wurde heute morgen im Bus von einer weiblichen Version des Jokers angefallen. Damit nicht genug. Menschen in grellen Perücken, seltsamen Masken, Gummi-Achtbeiner in Ausschnitten, kleine Kinder mit Scream-Masken oder spitzen Hüten säumen die Straßen und weisen auf die Ernsthaftigkeit hin mit der hier Halloween begangen wird.

Schon vor Wochen hatten die Supermärkte losgerüstet. Wo bei uns der Lebkuchen schon seit Anfang September steht, so harren hier Tonnen von grell-orange gefärbten Cookies und sonstigem Geschnäk willigen Konsumenten. Und es gibt natürlich Kürbisse in derselben Farbe und manchmal frag ich mich wieviel ein mexikanischer Wanderarbeiter fürs Einfärben von den Dingern bekommt. Natur is das nicht mehr.

Jetzt ist alles schön hergerichtet und die Festivitäten könnten beginnen. Wäre da nicht der blöde Wetterumschwung. Ja, die Gerüchte sind wahr, es gibt tatsächlich Regentage in Kalifornien bzw. in San Francisco. Seit ich hier bin waren es schon ganze zwei. Gestern und heute ;)

Die bekanntesten Webseiten haben sich auch auf Halloween eingestellt. Yahoo, Google, You Tube. Nur You Porn hat sich dem Trend nicht angepasst. Pah!

Interessanterweise ist Halloween, trotz der riesigen Anhängerschaft, kein Feiertag und so saßen die ganzen Langnasen, Kinderschrecker, Untote, Zombies, Hexen, Sphinxen und Harry-Potter-Imitatoren in ihren Cubicles und fieberten dem Abend entgegen.

So, jetzt fehlt nur noch, dass hier ne Bande Kids anrollt und Trick Or Treat spielt.
Hab mir schon das Megaphone zurechtgelegt und werd einfach nur: GET OFF MY LAWN! brüllen.

Und ich fahre das absolute Kontrastprogramm.
FASTNACHT KINDERGARTEN SIERSBURG 1975


(Danke an Schwester, die mir das geschickt hat)

Und schon kommen wir zum Gewinnspiel: Wer mich auf dem Bild findet gewinnt eine Freifahrt mit der Cable Car in SF! Hurra!

Frohes gefeiert zu haben.

Montag, 27. Oktober 2008

Giftgas in Las Vegas - Letzter Teil




Der Himmel leuchtete blutrot. Das Mandalay Bay Hotel war nicht mehr zu retten. Die goldene Fassade des Hauptkomplexes war verbeult. Die Fensterscheiben platzten mit einem lauten Knall auseinander. Die Geräusche meiner Knarre hörte niemand.

Als ich Sergiy hinterher rannte erkannte ich aus den Augenwinkeln noch, wie eine brennende Tram aus dem Luxor ins Excalibur-Terminal fuhr. Kein Dirmel hatte dran gedacht die von Seilen gezogene Tram abzuschalten. Wenn das Excalibur fiel, so war es nicht mehr weit zum New York, New York und dann wird die Hölle erst recht ausbrechen (die Fassaden sind da aus schimmeligem Brot und Pappe zusammengezimmert). Die riesigen Pools der umliegenden Hotels waren schon leergepumpt und das Wasser wurde knapp für die Jungs mit den roten Helmen. Das Chaos breitete sich weiter aus und die Hitze der vielen Brandherde flimmerte über der Stadt.

Inzwischen hatte der Flüchtling sich am MGM vorbei in den mit schäbigen Buden bebauten Teil des Las Vegas Boulevards vorgearbeitet. Hier konnte man für ein paar Dollar teure Sportwagen mieten und mal so richtig die Sau rauslassen. Mit 45 Meilen die Stunde. Ha!
Sergiy rannte an den Schalter, wo in einem kleinen Kasten die Schlüssel für die Autos hingen. Er stach den Studenten hinter der Theke brutal nieder und griff sich die Schlüssel zum Porsche. (Sergiy liebte seine Messer. Er hatte sogar ein paar professionelle Keramikmesser, die er in seinen Strümpfen durch die Flughafenkontrollen schleuste.)

Der Porsche heulte auf, Reifen drehten durch, es roch nach Gummi und Sergiy versuchte durch die flüchtenden Menschenmassen zu entkommen.
Irgendwann kamen zum lauten Hupen auch noch Schmerzensschreie dazu. Körper flogen in die Luft und klatschen auf den Asphalt. Er hatte wohl die Geduld verloren und war einfach reingerast in die rennenden Touristenmassen.

Währenddessen griff ich mir die Schlüssel zum Lotus Elise und nahm die Verfolgung auf. Ich ließ den Motor aufbrüllen, drückte auf die Hupe und versuchte durch Sergiys Schneise der Verwüstung ein Durchkommen zu finden. Die Leute schlugen auf mein Auto ein, versuchten die Tür aufzureissen und mich für Sergiys Blutbad zur Rechenschaft zu ziehen.
Ich fuhr einfach weiter.
Sergiy schaltete in den zweiten Gang, hatte jetzt mehr Raum und versuchte einen Laster links zu überholen, der gerade die Spur wechselte. Als der Fahrer den heranrasenden Porsche sah, riss er das Steuer rum, um nicht mit der Karre zu kollidieren, verlor die Kontrolle über den tonnenschweren Truck und raste ungebremst in einen Stützpfeiler des kleinen Bruders des Eiffelturms. Das Ding war zwar vielleicht nur im Maßstab 2:1 des Originals gebaut, aber immer noch sehr groß und sehr schwer. Der Turm neigte sich gefährlich nach Westen und drohte die Menschen vorm Bellagio zu erschlagen. Diese hatten sich in den riesigen Pool geflüchtet, der aber gerade von der Feuerwehr angezapft wurde.

Kurz bevor der Turm fiel flutschte ich unter ihm durch und konnte Sergiy am Venetian ausmachen, wo eine improvisierte Blockade aus ein paar Bullenautos offensichtlich ein Problem machte.
Der Turm fiel krachend auf die Straße, begrub Autos und Menschen unter sich. Die Besucher auf dem Turm wurden herauskatapultiert und prallten gegen die Poolmauer. Das Wasser, was normalerweise für Staunen sorgte, wenn es in der aufwändigen Bellagio Water Show in den Himmel geschossen wird, färbte sich rot. Passend zu den Kitteln der Feuerwehrmänner, die gerade weitere Pumpen heranschleppten.

Meine Aufmerksamkeit, mein Zorn, mein Wesen konzentrierte sich nur auf Sergiy, der es geschafft hatte, ein Bullenauto zur Seite zu rammen und nach links auf die Spring Mountain Road zu kommen. Von da war es nicht mehr weit bis zur Interstate-15.
Die Bullen waren zu weit weg, um überhaupt irgendwas zu machen und die Rettung von Überlebenden aus dem Bellagio-Pool hatte wohl höhere Priorität in den Hirnen der Stadtstreife.

Ich witschte durch dieselbe Lücke in der Blockade, versuchte Boden gutzumachen und sah Sergiy auf die I-15 Richtung Norden auffahren. Hier war der Verkehr leichter und wir konnten die verrosteten 12-Zylinder mal ordentlich durchföhnen. Im wilden Zick-Zack zwischen den Spuren ging es Richtung Nord, Nord-Osten. Hinter uns das brennende Inferno, das immer weiter um sich griff. Der Strip war erstmal Geschichte und ich hoffte, dass die Bänder der Überwachungskameras auch alle draufgegangen waren.

Hinter der Apex Road wurde die Straße noch leerer. Ich konnte einige Meter gutmachen auf den rasenden, irren Ukrainer und gab ein paar Schüsse auf sein Fahrzeug ab. Scheinbar ohne Wirkung. Nach einer Weile bemerkte ich das Glitzern von Flüssigkeit auf der Straße. Ich hatte wohl seinen Tank getroffen.
Wir rasten weiter hinaus in die Wüste. Mein Tank war noch voll, seiner vermutlich bald leer.
Die Gegend hier ist praktisch unbewohnt. Hinter der Staatsgrenze zu Utah wird es noch öder. 435 Meilen bis nach Salt Lake City. Kürzer bis zu Sergiys erkaltendem Körper.

Sein Wagen wurde langsamer und stoppte. Ich stieg aus und näherte mich seinem Fahrzeug.
Ich zwang ihn auszusteigen und sich in meine Karre zu setzen.

"Wo ist mein Geld", bellte ich.
"Welches Geld meinst Du?". Der Kerl wollte auf Unschuldslamm spielen. Ich haute ihm eine rein. Seine Mundwinkel zuckten.
"Ach so, DAS Geld!", meinte er, sichtlich bemüht die Schmerzen zu unterdrücken.
"Ich hab's bei Holger unterm Sofa gelassen".
"Das ist nicht dein Ernst, Du Saftarsch!". Wieder fing er sich eine ein. Er riss die Arme hoch und fing an zu wimmern.
Holger war ein alter Arbeitskollege aus den guten Tagen. Er wohnte mittlerweile South of Market in San Francisco. Quasi bei mir um die Ecke.

"Weisst Du was, Sergiy? Ich glaube Dir."
Mit den Worten warf ich den Wagen wieder an und bog auf eine staubige Piste nach Süden ab. Laut Google-Maps gab es hier nichts mehr, außer menschenfeindlicher Natur.
Nach einigen Stunden Fahrt machte ich halt und stieß Sergiy aus dem Auto. Wir gingen noch eine paar Meter durch die trockene, verdorrte Pampa. Dann befahl ich Sergiy sich hinzuknien.
Er fing wieder an zu wimmern und zu betteln, aber ich hatte nur mein Geld im Sinn, was Holger vermutlich gerade mit vollen Händen im Westfield Center ausgab.

Ich ging ins Auto und holte meinen alten Colt Python Elite raus. Ich ließ einen Schuss drin im Revolver und warf ihn in den Sand, unweit von Sergiy, der mit dem Gesicht abgewendet zitternd im Sand kniete und auf das Unvermeidliche wartete.

Ich stieg ins Auto und fuhr weg. Den Rest würde die Wüste erledigen.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Giftgas in Las Vegas - Teil 2

Das Luxor stand in Flammen. Die Stadt war ein einziges Chaos. Dutzende Feuerwehrfahrzeuge, Krankenwagen und Polizeiautos hatten sich wie Spielzeuge um das brennende und knisternde, hell lodernde Luxor-Casino aufgestellt. Hilflose Wasserstrahlen verpufften wirkungslos in der Höllenhitze, die aus der verzogenen und an vielen Stellen durchgebrannten Pyramide aufstieg.

Die Flammen drohten auf THEHotel und Mandalay Bay überzugreifen.
Hunderte Touristen verstopften die Wege, auf den Straßen herrschte Anarchie. Autos rasten in Menschenmassen, aufgebrachte Fußgänger zerrten Fahrer aus ihren Wagen, um selbst schnell aus der Katastrophenzone zu entkommen. Die lokalen Newssender werden später von dutzenden Toten zu berichten haben.

Und ich hatte Sergiy immer noch nicht zur Strecke gebracht. Irgendwie hatte er einen siebten Sinn gehabt und meinen erbarmungslosen Atem in seinem Nacken gespürt. Bevor ich ihn erledigen konnte sprang er über eine Brüstung an der Tram-Haltestation und rannte ins Casino. Meine Schüsse aus der schallgedämpften Beretta gingen wirkungslos über seinen Kopf und schlugen in einen riesigen LCD-Bildschirm ein, wo gerade Bette Midler in grellbunten Kostümen auf der Bühne rumturnte (Braucht die Geld?).

Alle Casinos in Las Vegas sind so angelegt, dass es möglichst schwierig ist den Ausgang zu finden. Sie sind verwinkelt, verraucht, unübersichtlich und riesig.
Das Feuer brach aus, als ich den oberen Eingang ins Luxor nahm, um Sergiy von oben auszumachen. Ich sah seinen Kopf zwischen zwei Cent-Slotmaschinen und feuerte. Ich wusste nicht genau, ob ich ihn getroffen hatte, aber der Automat daneben fing an zu rauchen und zu brennen. Innerhalb kürzester Zeit standen zwei weitere Automaten in Flammen. Die Wut des Feuers griff schnell auf Blackjack- und Roulettetische über. Der angeblich nicht entflammbare Teppichboden glühte bedrohlich.

Ich hatte nur Augen für Sergiy, der sichtlich geschockt im Zickzack-Kurs versuchte einen anderen Ausgang zu finden. Ich gab weitere Schüsse ab, sah Spielsüchtige zu Boden tauchen und in Deckung gehen. Panik brach aus, Menschen rannten mir direkt vor die Linse und ich musste mich erstmal geschlagen geben. Ich ließ mich von der Welle von Menschen zum Ausgang tragen. Als einige meine Waffe sahen, hatte ich plötzlich wieder mehr Platz und tauchte unter.

Ich rannte die East Tropicana Avenue runter und versuchte einen meiner Schnüffler zu kontaktieren.

Inzwischen brannten die Palmen vor dem Mandalay Hotel wie riesige Fackeln und erhellten die pechschwarze Nacht. Plötzlich sah ich Sergiy wieder. Die Jagd konnte weitergehen.

Warum ich hinter ihm her war?
Hah, die Sau ist nach dem Washington-Deal mit meinem Anteil abgehauen!
Er hatte die Übergabe gemacht, während ich ihn mit einer krachneuen DSR 50 vom Dach aus absicherte.
Ich konnte noch sein beknacktes Grinsen durchs Objektiv sehen, bevor er sich mit der ganzen Knete aus dem Staub machte.
Aber einen wie mich betrügt man nicht und kommt lebend davon. Einer von uns wird heute Nacht draufgehen, flüsterte ich zu mir selbst, bevor ich mit schnellen Schritten die Verfolgung aufnahm.

Fortsetzung folgt...

Samstag, 18. Oktober 2008

Giftgas in Las Vegas



"Bin in Las Vegas und spiele Blackjack". Das war alles, was ich von Sergiy gehört hatte, als ich in der Stadt ankam. Die Casinos von Las Vegas dürften einige Quadratkilometer groß sein. Sergiy in dieser nach kaltem Zigarettenrauch stinkenden Stadt zu finden war ... einfach unmöglich! Genauso gut hätte er sagen können: Ich parke mein Raumschiff in der Milchstraße.

Aber er schuldete mir noch Geld und ich bin bekannt dafür meine Schulden immer einzutreiben. Ich stieg im Treasure Island ab, ein eher unauffälliges Hotel am Strip, gegenüber dem Palazzo, das mit dem Venetia rechts daneben eine nicht gerade gelungene Symbiose eingegangen ist.
Das Venetia ist, wie der Name schon vermuten lässt, die amerikanische Version von Venedig. Kleinere Unterschiede sind das wesentlich saubere Wasser in der "Lagune", sowie die Rialto-Brücke, die hier durchgehend auf einer Rolltreppe "erfahrbar" ist. Hier wird generell vor nichts zurückgeschreckt, genausowenig wie ich.

Sergiy aufzutreiben war eine Aufgabe für eine Horde von Schnüfflern und die hatte ich natürlich nicht mitgebracht. Ich wasche meine dreckige Wäsche lieber selbst und erinnerte mich in dem Moment an den von meiner Mutter liebevoll geschriebenen Zettel mit einfachen Waschinstruktionen als ich damals auszog, um mit krummen Dingern und einfachen Auftragsmorden mein Geld zu verdienen.

Aber in Las Vegas gibt es genügend verzweifelte Leute, die für wenig Geld jeden Drecksjob annehmen. Ich ging den Strip runter zum Bally's. Hier stehen jede Menge Typen rum, die für weniger als den Mindestlohn kleine Visitenkarten verteilen "Girls direct to your door", "Stripper to your door" etc. Also illegale Nuttenvermittlung auf der Straße. Diese Jungs belabern einen zwar nicht (wahrscheinlich wird man nach den ersten zwei Jahren heiser), aber klicken mit ihren Karten rum und versuchen so Aufmerksamkeit zu erregen.
Und sie kennen jeden Winkel in Las Vegas.

Ich heuerte mir 15 von den Leuten an, zeigte ihnen Sergiys Hochzeitsfoto und ließ sie auf die Casinos los. Hat man übrigens ein Casino gesehen hier, dann hat man alle gesehen. Überall die gleichen langweiligen Slotmachines (viele Amerikaner scheinen glücklich zu sein, einfach nur per Knopfdruck Geld zu verlieren), die gleichen Poker, Blackjack, Crabs und Roulette-Tische. Die Unterschiede liegen meist nur in der Tiefe der Decolletés der Bedienungen.

Ich ging zurück in die Revolution-Bar im Mirage und wartete.

Mein Telefon klingelte. Einer meiner Leute hatte Sergiy aufgespürt. Er saß im Luxor und spielte, natürlich, Blackjack. Ich befahl meinem Hobbyschnüffler ihn weiter zu beobachten und machte mich auf die Socken. Das Luxor-Casino liegt unter einer riesigen, schwarzen Pyramide, bewacht von einer amerikanischen Sphinx, die einfach viel zu grell geschminkt ist.
Ich nahm ein Taxi und ließ mich vom Taxifahrer volllabern. Schade, dass er nicht Sergiy war...

Inzwischen war selbiger aufgebrochen und in Richtung Tram zum Excalibur unterwegs.
Prima, denn da konnte ich ihn leicht abfangen.

Fortsetzung folgt.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Bous Berus Bagdad

Na, eher Saarbrücken, Karlsruhe, München.
Gerade schaue ich aus dem 18. Stock des Sheraton auf das erwachende München. Ein spektakulärer Sonnenaufgang lässt die Hochhäuser, den Funkturm und das Olympia-Gelände in sattem Gelb erstrahlen und der englische Garten vor meinen Füßen schwelgt in Mustern aus grün, braun, rot und ocker.

Und ich hab kaum geschlafen, weil ich gleich beim amerikanischen Konsulat die Hosen runterlassen muss. Vermutlich buchstäblich.
Frage mich, was passiert, wenn die meinen schwunghaften iPhone-Handel aufdecken?
Oder meine Firmware-Austausch-Aktion in Wahlcomputern landesweit? Oder meine ketzerischen Ansichten bzgl. von Ziegenhirten gegründeter Todeskulte?
Ich würde wirklich gerne auf den Bildschirm des "Examiner" gucken, wenn der meinen Namen und Passnummer eingibt.
Googlen die meinen Namen? Laufen parallele Datenbankabfragen über das hochsichere Regierungsnetzwerk auf den FBI-, CIA-, Homeland-Security-Datenbanken?
Haben die Namensfelder, wo BEDERSDORFER überhaupt reinpasst?
Werd ich über einen Adresseintrag für Saarbrucken stolpern, wo doch Saarbrücken im Pass steht?

Die spannende Auflösung gibt es alsbald auf diesem Kanal. Stay tuned.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Lirum, Larum, Visum


Früher als gedacht isses soweit und ich verbringe wieder eine Woche in Deutschland. Das Foto enthält diverse Hinweise wieso und warum. :)


Heute morgen hat es auf dem Hügel, wo ich wohne, doch tatsächlich sowas wie Regen gegeben. Wahrscheinlich empfinden das die Kalifornier hier als intensiven Regenguss, während es für mich nur ein bißchen Nieselregen war.
Und natürlich passiert dann verkehrstechnisch dasselbe wie in Saarbrücken: Alle spielen verrückt und die Busse kommen sauspät oder gar nicht.

So langsam macht sich das Fehlen eines eigenen Autos doch schmerzhaft bemerkbar, obwohl es andererseits total verrückt ist, sich ein Auto zuzulegen.
Parken in der Stadt kostet 30$ pro Tag, das sind 600$ in 4 Wochen!
Da kauf ich doch lieber Investmentbanken faule Kredite ab!
Oder kauf völlig überteuerten und überzuckerten Starbucks Kaffee (die neue Sucht, aaaahhhh)

Montag, 29. September 2008

Casino und Lake Tahoe


Kein Wochenende zu kurz, um es nicht zum Auskundschaften dieser Wüste, die keine sein will, auch Kalifornien genannt, zu verwenden.

Diesmal hat es uns zum Lake Tahoe verschlagen, einem sehr beliebten Reiseziel in Kalifornien, welches zufällig an der Staatsgrenze zu Nevada liegt.
Der See ist also nicht das spannende!
Passenderweise haben sich nämlich in einem Ort names Stateline auf der Nevada-Seite ca. 6 riesige Casinos angesiedelt.

Und hier geht die Luzie mit dem Papst im Schlamm catchen! Hier klingen Hochzeiten aus, hier lassen frustrierte ehemalige Hausbesitzer ihre letzten Kröten, hier verzocken Rentner ihr letztes Geld und alle vergnügen sich ohne Ende.

Das ist der reverse american dream! Wer hier nicht auf seine Kosten kommt, der ist kein wahrhafter Amerikaner.

Ach so, die Landschaft ist auch hübsch und im Winter kann man hier vorzüglich Ski fahren.

Mittwoch, 24. September 2008

Kurztrip in den Yosemite Park

Leider heute zu lange Rockband gezockt, um noch adäquat über das verlängerte Wochenende im Yosemite National Park und in der Sierra Nevada zu berichten.

Daher lasst erstmal Fotos sprechen. Ich lade meine stückweise hoch, Nina war schon schneller.

Der Park ist ganz klar ein Pflichtbesuch. Man sollte sogar auf das Haupttal verzichten (hier krassiert die Touri-Abzocke) und einen Blick vom Glacier Point werfen und alsdann in den nord-westlichen Teil des Parks fahren und auf eigene Faust erkunden. Wir waren unter anderem am Dog Lake und auf dem Lembert Dome und kamen sprachlos zum Auto zurück.

Auch jenseits des Parks, über den Tioga Pass zum Mono Lake, kommt man von einem Oooh zum nächsten Oh-Leck-Sieht-Das-Geil-Aus.

Wer mich besuchen kommt, sollte mich also zwingen einen Ausflug in den Park zu unternehmen. Ich hab bei weitem noch nicht alles gesehen und es gibt noch einiges an Neuland zu erkunden.

Noch zwei Reisetipps: Autos nicht von Deutschland aus mieten, sondern per hotwire.com. Ich hab gerade mal 30$ pro Tag bezahlt für die Kiste.

Und wenn am Fahrbahnrand ein Schild steht "Diese Straße ist gesperrt", dann bedeutet es das auch. Lernen durch Schmerzen, sag ich da nur.

Mittwoch, 17. September 2008

Einmal Washington und zurück

Hubschrauber kreisen über dem White House, eine Heerschar von Polizisten räumt das Regierungsviertel, Sicherheitsstufe Rot herrscht in der Stadt. Der Kongress wird evakuiert und die Airforce One steht Abflugbereit.
Ich hab den Koffer!
Ja, genau, DEN Koffer! Mit den Abschusscodes für die etwas ältliche Armada von Langstreckenraketen, die auf Ziele in Russland, im Nahen Osten, Nordkorea und Luxemburg(?!?) gerichtet sind. Und wer weiss schon was noch alles im Koffer ist!

Die Hand von George Dabbelju baumelt noch am anderen Ende der Handschellen. Die Albaner haben schon angefragt und wollen 100 Riesen dafür hinblättern. Das geht noch besser.

Ich jage durch die Abwasserkanäle von D.C.
Die zwei armen Tölpel vom Secret Service, wahrscheinlich strafversetzt nach "ungebührlichem" Verhalten in den Privaträumen von Mrs. Bush, die hier in der stinkenden Brühe Patrouille laufen mussten, liegen jetzt mit dem Gesicht nach unten in selbiger.
Blut und Hirnmasse vermischt sich mit den bräunlichen Hinterlassenschaften der 3000 Mitarbeiter im Weißen Haus.
Die meisten davon sind jetzt hinter mir her oder hocken verängstigt unter ihren Bürotischen.
Wie leicht doch gelbfarbiges Gas Leute aus der Ruhe bringen kann. Geklaut aus Theaterbeständen. Dante's Inferno in Yorkville's Stadttheater wird heute etwas rötlicher ausfallen.

Das war viel zu einfach, denke ich mir, biege im vollen Galopp um die nächste Ecke und rassele in ein Absperrgitter. Der Koffer prallt gegen mich, Georgies Hans baumelt lustig umher.
Ich hab doch da noch ein Krümelchen C4 und Zünder...

Die Explosion ist nicht zu überhören. Hundegebell, Polizeisirenen, schnelle Schritte auf schlecht gewartetem Asphalt verfolgen mich bis zum nächsten Zusammenfluss der immer größer werdenden Abwasserschächte.

Tief unterhalb der Hauptstadt fließen die großen Dreckwasser-Ströme zusammen. Tausende Kubikmeter von Abwässern sammeln sich in großen Tavernen, werden gefiltert, laufen über und versickern, laufen in den Potomac River.

Ein riesiges Labyrinth, kaum abzusichern und genau, was ich brauche.
Ich denke an Descent, den alten Spieleklassiker, der Navigation durch verwinkelte Gewölbe zur Kunst erhob. Leider hab ich nicht den pfeilschnellen Gleiter von damals.
Aber dafür hab ich das Wasser. Ich folge dem Hauptstrom, höre bereits das Rauschen des Überlaufmechanismus zum Potomac.
Kanaldeckel öffnen sich über mir, die messerscharfen Lichstrahlen von Taschenlampen verlieren sich in der dampfenden und nass-kalten Unterwelt, defokussieren zu früh um mich zu entdecken.

Die Jungs sind gut! Muss CIA sein. Der Secret Service versucht mich wahrscheinlich immer noch auf dem Gelände ums White House aufzuspüren. Der Potomac ruft. Mein Kontaktmann wartet mit dem Boot. Ich setze die Taucherbrille auf, beisse in das Mundstück und ignoriere den bitteren Beigeschmack des Brackwassers.

Tauchen. Der Koffer zickt rum (ist der wasserdicht?). Die Strömung erfasst mich, wirft mich an die Wände und zieht mich runter zum Fluss. Die Unterwelt entlässt mich mit einem nassen Rülpser in den Potomac. Ich muss an Dante denken. Polizeiboote auf dem Wasser, noch mehr Lichstrahlen, die über die Wellen tanzen.

Ich gebe das Signal an Sergiy, der sein Boot am Pier auf der anderen Seite vertaut hat. Schon wieder rechts und links verwechselt, der Kerl. Ich schwimme vorsichtig in seine Richtung. Warum ist der Dreckskoffer silbrig glänzend? Grrr.
Doch Sergiy ist schnell und hievt mich sicher an Bord.
Schnelle Patrouillenboote haben uns vermutlich schon auf dem Radar. Zeit, Land zu gewinnen. In dem Fall, Wasser.
Ich muss den United-Flug nach San Francisco kriegen...





Na gut, so spannend war es doch nicht bei meinem ersten Ostküsten-Einsatz: Ab nach Dulles Airport, ins Hotel, lecker gegessen, den nächsten Tag 6 Stunden mit 20 Leuten in einem Büro verbracht, kurz was essen, ab in den Flieger zurück nach SF und wieder gedacht, wie scheiss groß doch der Kontinent ist.

Unten sieht man übrigens die bizarren Shuttles, die man auf dem Dulles Airport einsetzt um Passagiere zu den Gates zu bringen.

Wer es bis hierhin mit dem Lesen geschafft hat, wird noch belohnt mit einem Link zu den Fotos, die Nina bisher gemacht hat.

Freitag, 12. September 2008

Pension Beders

Diese Woche darf ich mich über Besuch aus Deutschland freuen. Nina, unsere beste Entwicklerin, macht Station in San Francisco.

Sie kam gestern an und hat heute direkt mal einen Gewaltmarsch durch die Stadt bis zur Golden Gate Brücke hingelegt.

Gut, dass ich arbeiten musste.

Trotz meiner regelmäßigen Jogging-Einsätze hätte ich das Tempo nicht mithalten können.

Apropos Tempo: Es geht hier ganz gut voran, arbeitstechnisch. Nächste Woche hab ich meinen ersten Einsatz in Washington. Erst Besuch im weißen Haus, dann Ansprache vorm Kongress und Besuch des Pentagons.

Nä, nicht ganz so aufregend, aber ich darf mit einem unserer Sales-Leute, der obiges schon alles miterlebt hat, durch die Gegend ziehen! Ich bin auf seine Geschichten gespannt.

Der Sommer ist hier übrigens wöchentlich immer mal wieder vorbei und kommt dann wieder. Man ist quasi immer falsch angezogen.

Sonntag, 7. September 2008

Fakten zu den Kandidaten




Hier wird ja bald wieder gewählt und allen Unbedarften die Illusion von Demokratie vermittelt.
Naja, wenigstens den 40%, die überhaupt noch zur Wahl gehen.

Höchste Zeit, sich die Kandidaten mal näher anzuschauen.

Stichwort: Bildung

Die Demokraten:
Obama:
Graduierte an der Columbia University
Abschluss der Harvard Law School

Biden:
Graduierte an der University of Delaware
Abschluss Syracuse University College of Law

Die Republikaner:
McCain:
U.S. Naval Academy (undergraduate college)

Palin:
Hawaii Pacific College, dann North Idaho College, dann University of Ohio
Abschluss als Bachelor of Science für Kommunikation und Journalismus

Die lustigen Details:
Palin ist bekennende Kreationistin und möchte, dass diese Ansichten aus dem frühen Mittelalter in heutigen Schulen gelehrt wird.

Obama ist Mitglied der Trinity United Church of Christ, die ebenfalls kreationistisches Gedankengut verbreitet.

Die Chancen, dass McCain während seiner ersten Amtszeit amtsuntauglich wird, liegen bei erstaunlichen 10%. Dann hätten wir die Ex-Gouvernörin von Alaska am Ruder, deren einzige außenpolitische Erfahrung darin besteht, dass Alaska ein Nachbar von Russland ist. (Kein Witz, das wurde hier als Sarah Palins "Erfahrung" von den rechts-populistischen Medien, allen voran FoxNews, verbreitet)

McCain weiß nicht, wieviel Häuser er besitzt. Kann ja mal passieren im Trubel.

Sarah Palin ist strikte Abtreibungsgegnerin und setzt sich für Enthaltung bis zur Eheschließung ein. Und hat eine 17-jährige, unverheiratete Tochter, die gerade schwanger ist. (Das müsste sich auch bis nach D-Land rumgesprochen haben). Ist interessant zu sehen, welche diskussionstechnischen Kunststücke führende Republikaner hinlegen müssen, um das mit ihrem Weltbild in Einklang zu bringen. Faszinierend!

In D-Land wär das vermutlich alles sehr egal, aber hier wird jeder kleine private Makel ausgeschlachtet und bis zur Unkenntlichkeit verdreht. Jeder noch so kleine Pieps wird umgedeutet und dazu verwendet den Gegner als untauglich für das Präsidentenamt hinzustellen.

Die großen Schlammschlachten stehen uns aber noch bevor. Ich bin gespannt.

Samstag, 6. September 2008

Mein erstes Erdbeben


Gestern um 21:00:16 rum haben die Wände gewackelt.
Nein, es waren nicht die Nachbarn über mir. Die legen normalerweise erst los, wenn ich versuche einzuschlafen.
Es war tatsächlich ein Erdbeben. Es hat nur 2-3 Sekunden gedauert und der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss war: Verdammt, jetzt fällt das Haus über Dir zusammen während Du auf dem Klo hockst!

Wie peinlich, wenn die Retter, die mich aus den Trümmern graben mir erstmal die Hose hochziehen müssen ;)

Mit einem Mal merkt man auch: Das Haus hier ist tatsächlich aus Holz gebaut und wackelt so, wie ein paar mit Schnüren und rostigen Nägeln festgemachtes Baumhaus aus meiner Jugend.

Viele Grüße vom Überlebenden, hrhrhrhrhr!

Dienstag, 2. September 2008

Matrosen in langen Hosen




Ausgerechnet den heißesten und schönsten Tag mussten wir uns aussuchen, um in der Bucht zu segeln. Der Labor Day (1.9), an dem paradoxerweise nicht gearbeitet wird, war der Startschuss für den Sommer in San Francisco. Ab jetzt nur noch kurze Hosen!

Weia, mir tut noch alles weh :)
Was müssen das für Kerle gewesen sein, die auf alten, klapprigen Holzkähnen ganze Ozeane durchschippert haben!
Mir wurde schon beim Segeln in der Bucht ordentlich Adrenalin in die Adern gepumpt. Die Hände tun weh vom Rumzerren an den Seilen und die Sonne hat trotz Männerschutzfaktor 8 ordentlich was weggebruzzelt.

Und so begab es sich also, dass wir beim lokalen Club Nautique ein Segelboot mieteten und uns aufmachten Angel Island einen Besuch abzustatten. Diese Insel war früher mal mandatorischer Anlaufpunkt für alle Immigranten. Hier mussten die ganzen ansteckenden Krankheiten zurückgelassen werden.
Diese sind inzwischen zu auf dem Segelboot grillenden Amerikanern mutiert. Ehrlich!

Also Boot geschnappt, ein bisschen rausgetuckert und dann die Segel aufgepustet, oder so ähnlich und mit erst noch wenig Wind zur Angel Island raus.
Dort machten wir dann erstmal ein kleines Picknick und ließen den Blick über die Bucht schweifen. Doch, hier kann man es durchaus aushalten. Har har har.

Frisch gestärkt ging's an den härteren Teil der Fahrt. Raus aus der schützenden Bucht und durch tückische Strömungen in Richtung Alcatraz. Hier blies auch gleich ein ordentlicher Wind und man konnte sich lebhaft vorstellen, warum hier Schwimmer wenig Spass haben.

Unsere kleine Nusschale hat aber prima den Wellen und dem Wind getrotzt, vor allem durch die exzellente Bootsführung des Kapitäns und der eingespielten Mannschaft an den Seilwinden (Jan und ich :)

Ok, ich denke, ich bin überzeugt und werde mit Stewart zusammen den Segelschein machen. Jaahaa, Beders, der Herrscher der sieben Weltmeere, der Rächer von Witwen und Waisen, der Freibeuter der Galaxis !
Oder so.

Samstag, 30. August 2008

Neuer Krachmacher




Nachdem ich mein Schlagzeug in der Cheimat lassen musste, hab ich mir gestern dieses praktische und enorm flexible elektronische Perkussionsgerät zugelegt.

Das Roland Handsonic-10 (HDP-10) verfügt über 10 anschlagsdynamische Flächen, 400 Sounds, verteilt auf 64 frei definierbare Sets, eine D-Beam-Steuerung, Übungsrhythmen, Metronom und zig Effekte. Das Teil spielt sich wie eine richtige Bongo-Trommel, mit fast allen Nuancen was Auftreffpunkt, Schlagkraft und sonstige Spielvariationen angeht.
Einen guten Eindruck verschafft das Video hier.

Wer mich kennt, weiß, dass ich ständig irgendwo am draufkloppen bin. Sei es Sofas, leere Plastikflaschen oder Tischplatten. Nervige Angewohnheit, die ich jetzt in kreative Bahnen lenken werde. Hüstel. Sagenwirmalso, jetzt klingt es besser und wenn ich ganz komisch drauf bin, kann ich das Ding auch am Mac anschließen und meine musikalischen Ergüsse aufnehmen. Hurra.

Zum Schluss noch News aus San Francisco (das übrigens nur Touris "Frisco" nennen):
Buschbrand auf Yerba Buena Island, 30 Grad Celsius in Downtown, Gesperrte Embarcadero-Street an diesem verlängerten Wochenende (1. Sept. ist hier Tag der Arbeit).
Wer mit den Bezeichnungen nix anfangen kann: Kommt vorbei :)

Dienstag, 26. August 2008

Liebe Apple-Produktmanager


ich bin zwar kein so großer Fan wie der verzweifelte Mensch oben im Bild, aber ich lebe in der alternativen Realität, die als Quantenstrahlung von Cupertino aus über die normale Welt projeziert wird.

Trotzdem möcht ich euch auf ein paar Fehler in der Matrix hinweisen. Seit ein paar Tagen hab ich das neue iPhone 3G. Und jeden Tag muss ich das Teil neu aufladen. Was fehlt hier?

Genau, das tragbare Atomkraftwerk, damit man auch mal ein paar Tage ohne Anbindung an das Stromnetz auskommt!
Ihr Säcke. Ich wusste ja schon, dass das schlimm werden wird, aber soo schlimm? Was machen nur die Power-User, die ständig unterwegs sind und ihr Business komplett über das iPhone steuern? Plant ihr Apple-Strom-Tankstellen landesweit?

Aaaaah, ich spüre wieder die Quantenstrahlung. Jaaa, guuut. Ist doch prima, wenn man das jeden Tag neu aufladen muss. Dann synchronisiert man es ja auch täglich mit iTunes und verliert keine Daten. Da hat jemand mitgedacht NOT.

Da ich nicht nur meckern will, zum Schluss noch ein Tipp für die nächste iGod äh iPod-Generation:
Ich komm grad vom joggen und da trifft man nur Jogger, die mit einem iPod Nano o.ä. rumlaufen. Wie wärs mit einem iJog? Das Ding lädt sich beim Joggen selbst auf und muss nie aufgeladen werden! Sowas wie Automatikuhren nur mit Apfelgeschmack und Musik!
Dann muss ich hier nicht ständig umstöpseln, weil grad mein iPhone sich auflädt...

Samstag, 23. August 2008

Kochen mit Jochen


Ich betrache Kochen als äquivalent zu genetischem Programmieren und nenne das, was ich da gerade tue "Genetisches Kochen".

Beim genetischen Kochen, wie auch beim genetischen Programmieren, wähle ich ein zufällige Menge von Zutaten (aus einer fest definierten Menge), eine zufällig Abfolge von Zubereitungsschritten (aus einer fest definierten Menge), führe sie aus und lass sie durch eine Bewertungsfunktion (meinen Essapparat) laufen.

Die besten Kandidaten kommen wieder auf die Kochliste, unterliegen aber dann einer Mutation (da ich mir weder die Zutaten noch die Abfolge von Zubereitungsschritten genau aufgeschrieben hab, ich Dirmel).

Mit genügend viel Versuchen müsste ich theoretisch die für mich wohlschmeckendsten Gerichte ermitteln können ohne jemals ein Kochbuch in der Hand gehabt zu haben!
Hoffen wir, dass meine Bewertungsfunktion robust genug ist, um das zu überleben :)

Paul Bocuse wäre stolz auf mich!
Or not :)

Mittwoch, 20. August 2008

Alle werden hier gleich behandelt...

Alle werden hier gleich behandelt...
... es sei denn, es sind Schwule und Lesben.
In dem Fall ein unverheiratetes (SCHOCK) Lesbenpaar (DOPPELSCHOCK), das gerne ein Kind (TRIPPELSCHOCK) hätte.
Ärzte einer Fruchtbarkeitsklinik in San Diego haben sich geweigert dem Paar den Kinderwunsch durch künstliche Befruchtung zu erfüllen. Ihre Begründung: Dies sei gegen ihre religiöse Überzeugung.

Unfassbar. Zeus-sei-Dank hat sich das oberste Landesgericht mit dem Thema beschäftigt und klar festgestellt, dass alle gleich behandelt werden müssen, egal welche sexuelle Orientierung sie haben.
Natürlich wird die Klinik dagegen wieder Einspruch erheben, denn angeblich sind die Ärzte in der Ausübung ihrer Religion eingeschränkt...
Da fehlen einem die Worte. Frage mich, ob ein Zeuge Jehovas, der zufällig Notarzt ist auch schwer verletzte verbluten lässt, weil Blutinfusionen gegen seine Religion sind.

Können nicht alle ihre Religion in ihrem stillen Kämmerlein ausüben und sonst gefälligst ihren Job machen? Ist das zuviel verlangt im 21. Jahrhundert? Ist schon unglaublich genug, dass die aus ägyptischen Mythen zusammengestrickte Religion einiger unbelesener, ungewaschener Ziegenhirten immer noch ihre Blüten treibt (ja, ich schau auf Dich, Judentum/Christentum/Islam)

Montag, 18. August 2008

Beders besucht Betty


Betty ist eine alte Freundin aus THUNIS-Zeiten (siehe Link, zweite von links) und ein wahres Energiebündel. Sie wohnt seit 10 Monaten in San Diego, ca. anderthalb Stunden Flugzeit entfernt an der mexikanischen Grenze.
Hier mischt sich die kalifornische Lebensart mit der mexikanischen und das Wetter gleicht sich auch an. Es gibt immer Sonne, Sonne, Sonne und Temperaturen, die sich nur in möglichst knappen Kleidern ertragen lassen.

Downtown San Diego ist deutlich großzügiger angelegt als San Francisco, überall breite Straßen, keine eng bebauten Gassen, deutliche Anleihen an typisch spanische bzw. mexikanische Architektur. Sehr hell, freundlich, fast aufgeräumt.

Leider auch militärisch in fester Hand. Überall übergroßes, schweres Gerät. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor wurde das Hauptquartier der Pazifikflotte hierher verlegt.
Aus der Not machen Amerikaner bekanntlicherweise eine Tugend und so werden ausrangierte Flugzeugträger gerne als Café der besonderen Art verwendet. Ein paar alte Flugzeuge draufgestellt und schon ist man um eine Attraktion reicher.

Also Samstag mal die Stadt angeschaut. Betty hat mich prima durch die Gegend gelotst. Nachmittags sind wir per Fähre rüber zur Coronado Halbinsel und haben uns mit einem brutalen Fußmarsch zum Strand ein kühles Bad im Pazifik mehr als verdient. Hier ist Kalifornien, wie man es sich vorstellt! Strand, Sonne, Party! Juchhu! Was mach ich in dem kalten San Friercisco?

Übrigens steht da am Strand auch das aus "Some like it hot" bekannte Hotel del Coronado. Manchmal haben die tatsächlich Geschmack, meine amerikanischen MitbürgerInnen ;)

Abends dann in Old Town abgehangen und sich der hemmungslosen Schlemmerei mit Margeritas hingegeben. Das Leben schmeckt hier nach Erdbeeren.

Am nächsten Tag ging's dann uptown und wir haben uns den Balboa Park angeschaut. Dort hat man neben üppigem Grün auch noch einiges an Museen hinverpflanzt. Ja, man findet sogar ein wissenschaftlich orientiertes Museum und eine riesige Star-Trek-Ausstellung (für die ich aber leider keine Zeit hatte, buäh)

Getrübt wird das Bild dann allerdings durch ein Museum "Champions of Sports", in dem den größten Sporthelden von San Diego, Kalifornien und ganz Amerika gehuldigt wird.
Man stelle sich hierzulande Bronze-Statuen von Rudi Völler, Boris Becker, Steffi Graf, Michael Groß etc. vor. Grusel.

Der Sonntag war leider viel zu schnell zu ende und so fand ich mich flugs im Flugzeug nach SF wieder. Netterweise hat mir der Sitznachbar den Fensterplatz überlassen und so konnte ich mich am Anblick des völlig zerklüfteten Südkalifornien erfreuen. Die Gegend sieht aus, als hätte sie in den letzten paar Millionen Jahren einiges an Erdbeben erlebt. Und der Spaß ist auch noch nicht zuende. Betty hat schon ein Erdbeben hinter sich und dabei kichernd unter dem Türrahmen verharrt. So ist sie halt, die Gute. Vielen Dank nochmal für Unterbringung und Entertainment, Du Luder :)

Donnerstag, 14. August 2008

Der Standard-Tag

7:07 aufstehen, gähnen, nochmal rumdrehen, duschen, Frühstück einschmeissen, raus auf die Straße und runter zur Ecke Fulton/Masonic, in die 5 einsteigen, in Market/1st aussteigen, rein ins Gebäude, rein in den Fahrstuhl, rein ins Büro, arbeiten.

12:30 Mittach. Raus ausm Büro, runter mit dem Fahrstuhl, um die Ecke zum Suppenladen, Hühnersuppe kaufen, wieder zurück ins Büro, in der Küche futtern, arbeiten.

18:30 Jetzt abba raus hier. Runter mit dem Fahrstuhl, ab um die Ecke, rein in die 5, raus bei Fulton/Masonic, rein in den Supermarkt, komisches Zeug kaufen, raus aus Supermarkt, ab in die Wohnung, Zeug auspacken, Mac an, Playstation an, zocken, lesen, lesen und noch mehr lesen, Proteine verlieren, schlafen, 23:05

Samstag, 9. August 2008

Monterey Bay



Freitag mal lang ausgeschlafen und als Belohnung einen Strafzettel kassiert. Die Parkbeschränkungen sind hier etwas seltsam (Mittwochs von 4pm-6pm gar nicht, Straßenreinigung, danach nur 2 Stunden maximal zwischen 8am-4pm, aber von 3pm-7pm auf gar keinen Fall und wenn Vollmond ist muss man umparken) und auch in den Außenbezirken sind 50 Minuten nach Ablauf der maximal erlaubten Parklänge freundliche Helfer zur Stelle, die die Staatskasse aufbessern.

Um 10:50 sind wir also wieder losgezogen. Erstmal zur Tanke. Bei meinem letzten Mietwagen hatte Stewart das Tanken übernommen und so stand ich an der Tanke wie der Super-Noob: Hier muss man erstmal zahlen, bevor man einen Tropfen aus der Zapfsäule kriegt. Es hat ne Weile gedauert, bis ich das raushatte. Der freundliche Kassierer hat mit Staunen zur Kenntnis genommen, dass in old Europe erst nach dem Abfüllen bezahlt wird.
Das hat einen entscheidenden Vorteil: Man weiss, wie viel man bezahlen muss.
Hier muss man quasi per Kreditkarte erstmal ein Maximum an Dollars schätzen, die man dann vertanken darf. Wer weniger nimmt, bezahlt natürlich auch weniger.

So, endlich abreisebereit für einen Trip in den Süden. Wieder die 101 runter, vorbei an furztrockenen, gelben Hügeln mit vereinzelten grünlichen Farbtupfern aus Baum.
Nach 2 Stunden hatten wir Monterey erreicht, das liebliche Städtchen an der Pazifikküste, das ich bereits im Februar besucht hatte.
Dieses Mal war die Stadt mit Touristen überlaufen und das größte Parkhaus der Stadt voll.
Trotzdem fanden wir ein nettes Plätzchen an einer Parkuhr und stürzten uns ins immer noch sehr interssante und faszinierende Monterey Bay Aquarium.
Wirklich sehr schön gemacht, besonders für Kids. Der einzige Kritikpunkt für mich persönlich ist das Fehlen von Themen bzgl. Evolution. Gerade weil wir aus dem Meer kommen, wäre es hier durchaus angebracht gewesen mal zu erwähnen, wie das so funktioniert hat.

Aber nein, damit könnte man ja die Kreationisten und ID-Anhänger vergraulen, die in den USA unfassbarer Weise 45% der Bevölkerung ausmachen (2004). Der Poll 2005 war noch verheerender: God created man exactly how the Bible describes it: 53%

Zurück zu unserem Ausflug. Da das Wetter nicht so prall war, machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Point Lobos National Park. Die Bilder dazu gibt's demnächst auf Flickr.

Auf dem Weg zurück nach SF haben wir unser Feldexperiment "Die Rolle des Hackfleischbratlings im amerikanischen Sozialgefüge" weitergeführt mit dem Besuch eines Burger Kings. Neu dabei war, dass das Essen ausgerufen wird (man erhält eine Nummer beim Bezahlen) und dass die Nummer in englisch und spanisch ausgerufen wird...

Den unerquicklichen, da im Nebel stattgefunden Besuch der Twin Peaks zwecks Erstellung von langbelichteten Fotos der Skyline lass ich mal unerwähnt (lol).

Freitag, 8. August 2008

Saarlouis Connection auf Abwegen


Und so begab es sich, dass mein alter Freund Jörg den Weg nach Kalifornien fand.
Hurra! Die nächsten Tage wird natürlich nur noch rumgehurt, gesoffen und versucht möglichst oft anzuecken bei Amerikanern.

Ich hatte Jörg in Sunnyvale abgeholt. Davor hatte ich mir einen Wagen bei Enterprise geliehen. Eine seltsame Truppe, die noch seltsamere Autos zu vermieten hat: Einen Chevrolet ohne Zentralverriegelung und ohne elektrische Fensterheber. Wusste gar nicht, dass sowas noch gebaut wird.

Dann runter in den Süden, vorbei am Oracle-HQ, Salesforce-HQ, Apple-HQ, NASA Ames Research Facility. Hier ist einfach alles was man schon mal irgendwo in Richtung Technologie und Wissenschaft gehört hat.

Dank iPhone und Google Maps konnte ich den dicken Steffen in seinem Hotel aufspüren und in mein seltsames Gefährt einladen.
Danach sind wir auf Richtung Golden Gate Bridge.
Dort machten wir dann gleich Bekanntschaft mit dem wechselhaften Dreckswetter im San Francisco-Sommer: Reinziehende Wolken, die vollständige Fotos der Brücke unmöglich machten und eine steife Brise, wie im Herbst an der Ostsee.

Das Hinterland westlich der Brücke ist übrigens auch ganz pitoresque. Dazu nimmt man, von SF kommend, die nächste Abfahrt nach dem Aussichtspunkt, fährt dann links unter dem Highway durch und gleich rechts den Berg hinauf.

Mit Überquerung der Richmond-Bridge und Bay-Bridge haben wir dann die 3-Brückentour abgeschlossen und sind in meinem Apartment gelandet.

Das Bild oben zeigt übrigens den Don bei der Besichtigung seines künftigen Einsatzgebiets. Kurz nach Aufnahme des Photos hat er einen roten Sportflitzer angehalten, den Besitzer rausgezerrt und ist mit 180 über die Brücke gejagt. Verfolger mit Blaulicht konnte er durch wildes Ballern aus dem Seitenfenster abschütteln und dem eingesetzten Polizeihubschrauber mit blitzartigem Umfärben des Autos entgehen. Fantastisch!

So, kann nicht mehr schreiben. Mein Daumen tut mir weh vom Soul Calibur IV zocken. Jörg und ich haben uns mächtig ein paar auf die Fresse gegeben. Hach, wie in alten Zeiten!
Morgen geht's nochmal irgendwo hin per Auto und für Samstag/Sonntag haben wir uns die Stadt vorgenommen.

Evtl. reicht die Zeit für Dark Knight in der IMAX-Fassung, dumdidum :)

Samstag, 2. August 2008

Back on the blog err block

So, da isser wieder, in der gemütlichen 2-Zimmer-Wohnung im Haight-Viertel, gerade dem Taxi entstiegen.

Bei meiner Abreise nach Europa ist auch tatsächlich noch was interessantes passiert. Interessant vor allem für die Mitreisenden, die noch einen Anschlussflug in Frankfurt erreichen wollten.
Denn nach 20 Minuten am Take-Off-Point mussten wir wieder zurück zum Gate, weil "eines der 18 Räder am Flugzeug" Probleme machte. Satte 2 Stunden später ging es los und bei der Ankunft in Frankfurt wurden die Weiterreisenden nach Kenya um Jogging zu ihrem Anschlussflug gebeten. Olympia ruft!

Die Rückreise verlief heute fast problemlos. Hatte ich schon erwähnt, dass wegen dem Lufthansa-Streik mein Flug gestrichen wurde? United Airlines to the rescue, die dann auch nur leicht verspätet und voll bis auf den letzten Platz zum 12-Stunden-Flug ansetzte.

Dazwischen gab's ja auch noch was: Entwicklerworkshop in Landau, z.B., wo man Gelegenheit hatte die Karlsruher-Jungs kennenzulernen und sich ordentlich vollzustopfen.
So muss es bei den Vikingern ausgesehen haben, wenn sie nach einer großen Schlacht gemeinsam gefeiert haben: Ein Mob hungriger Nerds macht sich übers Buffet her.

Ich übertreibe maßlos.

Denn so richtig Hunger konnte man nicht haben in dem zur Sauna umfunktionierten Tagungsraum. Nix gegen Sauna, aber obschon ich manchen Xtramindler mal nackt gesehen hab, ALLE möchte ich nicht nur mit Handtuch bewaffnet sehen ;)

Hiermit Danke nochmal an die Organisation und die Teilnehmer des Workshops. Das hat gut getan!

Vielen Dank auch an die Anlaufstationen meiner kleinen Tournee. Ohne euch wär ich echt arm dran.

Ach ja, schon komisch kurz nach dem Abschied von Europa nochmal zurückzukommen. Ich kam mir vor wie einer, den man nach dem Aus zu Deutschland sucht den Superstar wieder zurückgeholt hat für eine Sendung. (jaja, ich alter Angeber)

Dazu passt dann auch wieder die rührenste Geschichte aus dem Jahr 2007, die anscheinend gerade in Deutschland als Werbespot die Runde macht. (Bitte Tempos rausholen, bevor ihr auf den Link klickt)

Und zum Schluss noch ein paar Tipps für Touristen, die nach SF kommen wollen mit den United Airlines Maschinen: Reihe 33 ist die am Notausgang (und den Toiletten äh Restrooms) und wer nicht gerade am Fenster sitzt hat unglaubliche Beinfreiheit.

Und für alle Reihen gilt: Wer Sitzplätze A und B hat und nicht gerade überm Flügel sitzt, hat einen atemberaubenden Anflug über San Francisco mit erstem Blick auf die Goldene-Tor-Brücke und Untenstadt. Fotoapparat unbedingt am Mann (oder an der Frau) haben.
Toll, Jochen, dass Du Deinen nicht mitgenommen hast :]

Freitag, 25. Juli 2008

Kaum da

schon wieder zurück!

Die nächste Woche häng ich im alten Europa ab und werde das Blog eher selten updaten.
Ich bin weiterhin unter der neuen Telefonnummer erreichbar.
Sitze gerade am Gateway rum und frage mich, ob es nicht einfacher und schneller geht ein Flugzeug zu besteigen. Ich denke Schockfrosten und Einlagern wäre insgesamt angenehmer.
Da passt auch mehr rein in den Flieger.

Und da gab es auch noch das Gerücht, dass die Airlines wegen des gestiegenen Ölpreises die Fluggäste vorher auf's Klo bitten, um Gewicht zu sparen. Kann ich hier aber nicht bestätigen.

Vielleicht passiert ja was interessantes.

Donnerstag, 24. Juli 2008

Lost



Aus dem Text von Lost auf der neuen Coldplay-Scheibe:

Just because I'm losing
Doesn't mean I'm lost
Doesn't mean I'll stop
Doesn't mean I will cross

Just because I'm hurting
Doesn't mean I'm hurt
Doesn't mean I didn't get what I deserve
No better and no worse

I just got lost
Every river that I've tried to cross
And every door I ever tried was locked
Ooh-Oh, And I'm just waiting till the shine wears off...


Sonntag, 20. Juli 2008

Goooold!




07:33: Aufwachen. Ich wache hier immer um dieselbe Uhrzeit auf. Muss die galoppierende Fengschui-Energie sein, die mal vor die Tür will.

07:40: Checken, ob Internet geht. Geht. Aber keine Zeit, um meine Sucht zu befriedigen.

08:20: Aus Apartment rausstolpern, frisch geduscht mit Rucksack, Notebook und Kamera bewaffnet. Heute geht's raus nach Grass Valley. Stewart und Heather haben mich eingeladen, das Wochenende im Nordosten zu verbringen. Ich hab mir über Hotwire.com ein Auto gemietet für schlappe 37$ am Tag.

08:25: Bus Nummer 5 runter in die Market Street. Keine Ahnung, ob das der richtige Weg ist, aber mal schauen.

08:55: Eingang zum BART-Transport-System gefunden. Halbwegs moderne U-Bahn, die die East-Bay, San Francisco und den Flughafen verbindet. Ab zum Flughafen.

09:30: Ankunft SFO - internationaler Flughafen San Francisco

09:31: Umsteigen in den Airtrain, um das Gebäude mit den Verbrechern von Hertz, Avis etc. zu finden. Zwei holländische, frisch eingereiste Touristinnen unterhalten sich über meinen fabelhaften Körperbau. Meine nicht-existenten Holländisch-Kenntnisse zahlen sich wieder aus!

09:40: Erste Verständigungsschwierigkeiten. Die Frau am Avis-Schalter hat einen üblen japanischen Akzent. Sie knöpft mir noch 18$ ab für eine Versicherung, die ich gar nicht brauche und fragt, ob ich wirklich wirklich ein Compact-Car will oder nicht doch lieber einen Mustang! Wer mich kennt weiss, dass mir Form und Farbe von Autos total wurst sind, Hauptsache sie bringen mich von A nach B. Ich hab also einen Ford Ka erwartet oder sowas. Stattdessen...

09:53: Sitze in einem schicken Mitsubishi Eclipse! Dummerweise hab ich keine Sonnenbrille, die man zum Betrieb des Fahrzeugs benötigt ;)

10:00: Das Auto, die Interstate 80 und ich. Ein herrliches Gefühl nach wochenlangem Busfahren. Der Highway ist breit, jeder fährt wie er lustig ist und das Autoradio dröhnt lauten Jazz. That's America!

10:30: Immer noch neblig draußen. Fahre an Berkley und Oakland vorbei Richtung Nord-Osten. Richtung Sacramento und weiter.

11:00: Erstes Frühstück an Tankstelle. Eigentlich sehr ähnlich zu deutschen Tankstellen, auch die Preise :)

13:00: Ankunft bei Stewart in einer einsamen Ecke ein paar Kilometer außerhalb Grass Valley. Die Hügel sind gelb vor Trockenheit, die Bäume grün. Man kann sich jetzt vorstellen, warum Feuer hier so verheerend sind. Der letzte Regen war im April. Man kann die Feuer nördlich von hier immer noch riechen.

14:00: Stewart und ich brechen auf zum North Fork American River. Über staubige Straßen geht's in ein enges Tal zu einem grün glitzernden Fluss. Ein paar Einheimische haben es sich schon gemütlich gemacht. Hatte ich schon die Temperatur erwähnt? San Francisco 13°C - Grass Valley 35°C!
Das Wasser ist also willkommene Abkühlung und wir schwimmen ein bisschen den Strom runter und haben Spaß wie 10-jährige Knirpse. Na gut, einige würden sagen: Der Beders ist eh nie älter geworden. Muahahaha

15:30: Stewart hat seine Goldschürfer-Ausrüstung mitgebracht. Wir suchen uns eine Stelle am Fluss, wo frisches Gestein den Hügel runtergerollt ist. Und tatsächlich: In unseren Schüsseln finden wir Gold. So viel Gold, dass ich endlich Siersburg kaufen kann. MUAHAHAHA.
Na gut, nicht wirklich. Siehe hier.

Ich lass die Zeiten jetzt mal weg, is ja anstrengend. Den Rest des Tags haben wir mit Kochen, einem Besuch im lokalen Jazz-Club und Diskussionen über die quantenmechanische Natur des Bewusstseins verbracht.
Wir zocken noch ein bisschen Gears of War auf der Dreckxbox360(!) bis uns die Augen zufallen.

Heute, Sonntag, gab's erstmal echt amerikanische Pfannkuchen. Heather ist einfach klasse und kümmert sich um ihre zwei Jungs hervorragend. If you read that, Heather: Thank you!
Das Wohnzimmer von Stewart sieht verdächtig aus wie meins: Tonnen von Rechnern und großen Bildschirmen. Endlich jemand, der mich versteht ;)

Heute werden wir uns den neuen Batman-Streifen angucken und ich werd Stewart in die tieferen Geheimnisse von Dawn of War einführen.
Das ist hier ein bisschen wie Urlaub. Dummerweise müssen wir morgen so um 6 Uhr raus, um rechtzeitig in San Francisco zu sein. Dort werd ich mir dann erstmal wieder den Hintern abfrieren.

Donnerstag, 17. Juli 2008

Menschliche Drillmaschinen



Die Ecke Market St & Powell, im Herzen von San Francisco, ist ein Tummelplatz für Touristen.
Hier endet einer der Cable-Car-Strecken und kräftige Kerle, die heute noch so arbeiten wie 1883, als das erste Kabel-Auto genau dort losfuhr, müssen an dieser Endstation ran, um die Karren auf einer beweglichen, runden Plattform zu drehen. Denn die Dinger fahren nur in eine Richtung.

Normalerweise sind die Jungs umringt von staunenden Menschenmassen. Um 23:04, siehe Bild (Egal unter welchen Lichtbedingungen: Photos mit dem iPhone sehen immer scheisse aus :), sieht das etwas entspannter aus.

Trotzdem erstaunlich, dass sich an dem Arbeitsplatz und den Bedingungen quasi nichts geändert hat: Bemerkbar gemacht wird sich mit einer handbetriebenen Glocke. Darunter steht der Schaffner/Fahrer und reisst an riesigen Hebeln rum, um das Ding zum stehen zu bringen.

Tagsüber ist der Platz also voller Touristen und damit auch voller Bettler, Künstler und Fanatiker. Immer wenn ich dort vorbeikomme steht dort derselbe Mann und hält ein Schild hoch: "Jesus Christ loves you!"
Woher will er das denn wissen?
Und was soll diese Botschaft?
Wird damit alles gut? Der Welthunger besiegt? Alle Kriege beendet? Die Energiekrise beigelegt? Das Klima gerettet?

Ist es bewundernswert, dass jemand Tag für Tag stundenlang mit einem Schild rumläuft, nur weil ihm jemand mal gesagt hat, dass Jesus wirklich wirklich existiert hat, es immer noch tut und alle, alle und jeden, ja, auch Betrüger und Kinderschänder liebt?

Oder ist es einfach nur tragisch? Diese enorme Zeitverschwendung, nur um dann später, nach dem Ableben, festzustellen, dass man vor einem ziemlich stinksauren Zeus steht. Oder Baal. Oder dem Ameisengott, der ziemlich vorwurfsvoll gucken kann.
Oder, was am wahrscheinlichsten ist, man einfach dahin zurückkehrt, wo man hergekommen ist. Ins Nichts und ins Vergessen. Gut so. Dann ist Platz für die nachfolgenden. Die werden hoffentlich ohne betrügerische, amoralische, ja fast kriminelle "Lebenshilfen" wie fanatische Heilslehren aus dem Hause Christentum auskommen können.

Dienstag, 15. Juli 2008

Spieletest: Metal Gear Solid IV (PS3)


Keine Freunde, keine Verpflichtungen: Die perfekte Zeit einige Spiele durchzuzocken und euch mit einem Bericht zu beglücken.

Na gut, die Nicht-Spieler werde eher weniger beglückt, obwohl die Beschäftigung mit interaktiver Unterhaltung inzwischen den Hauptstrom erreicht hat und immer mehr Anhänger findet.

Zwischen popeligen Handyspielen, lieblos zusammengewürfelten Ballerspielen, fantasielosen Sportspielen in der 17. Wiederholung findet sich jedoch noch das ein oder andere Kleinod, dass Videospiel als Kunstform zelebriert und weit über das hinausgeht, was man heute im Kino serviert bekommt.

Für alle, die mit diesem Hobby nix anfangen können, hier das Alternativprogramm.
Man liest sich im nächsten Blog-Eintrag. Tschüüs.

So, da wir durchgeknallte Abhängige jetzt unter uns sind: Welcome n00bs!
Die Metal Gear-Serie ist für zwei Dinge bekannt: Ausufernde Cutscenes und Schleichaction.
Mit dem neuesten Teil der Serie hat man diese Eigenschaften konsequent weitergeführt und auf die Spitze getrieben: Über 90 Minuten zwischen den Spielabschnitten eingestreute Sequenzen, die in feinster Spielegrafik dargestellt werden, spinnen die Geschichte um Snake, dem Hauptakteur des Spiels, in atemberaubender Weise weiter.
Um alles nur ansatzweise zu verstehen, sollte man sich jedoch ein wenig auskennen im MGS-Universum. Hier helfen die Wikipedia-Seiten zu den einzelnen Teilen der Serie weiter.
Der Plot mag nicht jedermanns Sache sein, aber mir hat er gefallen.
Anders als in vielen anderen Videospielen werden hier alle Aspekte des Lebens beleuchtet, ja die Leitthematik scheint Selbstaufopferung und Leiden zu sein. Ungewöhnlich für Videospiele.
Der Protagonist wird in diesem Teil von einer leidvollen Erfahrung in die nächste gejagt.

Es ist nicht so sehr der Plot, sondern das handwerkliche Können das Begeisterung hervorruft. Spielemacher Hideo Kojima ist ein begnadeter Regisseur und hat ein Händchen für Kamerfahrten, Licht, Timing und Stimmung. Kurzum, einfach großartig gemachte Sequenzen, denen man gerne verzeiht, dass sie stellenweise einen Tick zu lang sind.
Die Last-Stand-Sequenz der Nebenpersonen Meryl und Akiba ist einfach albern und dramatisch zugleich und irgendwie ... japanisch.

Kommen wir zum eigentlich Spielablauf, der einiges an Freiheiten zulässt, aber sich nicht mit Sandbox-Spielen wie GTA IV vergleicht.
Snake kann sich aussuchen, ob er schleichend, ohne Feindkontakt weiterkommt, oder ob er mit den verschiedensten Waffen, von Popel-Pistole bis Raketenwerfer die Gegner bekämpft. Oft hat er es mit zwei Parteien zu tun, wobei er sich entweder neutral verhalten kann, oder sich einer Seite anschließt.
Schon der erste Schauplatz, irgendwo im nahen Osten, gibt gut die immersive und beeindruckende Atmosphäre wieder, die sich durchs ganze Spiel zieht.
Die Grafik und vor allem der Sound werfen Snake mitten in das blutige Schlachtgetümmel eines intensiven Häuserkamps. Artillerie-Einschläge, "Metal Gear" in Form riesiger zweibeiniger Hybrid-Kampfdroiden, der Situation angepasste Funkverkehr und mittendrin Snake, diesmal mit einer sich der Umgebung anpassenden Ganzkörperrüstung ausgestattet.

Das Spiel strotzt vor Details und natürlich Items, die man nach Belieben einsetzen kann: Rauchgranaten, Betäubungsgranaten und -Pistolen, Pappkartons, IPods, Zigaretten, Playboy-Hefte zum Anlocken von Wachen, Stun-Messer, Essensrationen etc. Alles da, um dem Spieler viele Möglichkeiten an die Hand zugeben seine Widersacher zu umgehen, abzulenken, in Schränke zu stopfen, zu durchsuchen oder gleich ganz über den Jordan gehen zu lassen.

Sowohl in den Cutscenes als auch im Spiel selbst zeigt sich die Detailverliebtheit des Produzenten. Allein die grafische Ausstattung muss schon Millionen verschlungen haben.
Sehr beeindruckend.

Die künstliche Intelligenz der Wachen hat sich gegenüber dem Vorgänger leicht verbessert. Trotzdem fällt es vielen Wachen nicht auf, wenn ihr Kollege mal gerade um die Ecke ist und einfach nicht wiederkommt.
Aber natürlich schafft man es immer wieder Aufmerksamkeit zu erregen. Die Wachen schlagen Alarm, man hört das Fußgetrappel von zusätzlichen bis an die Zähne bewaffneten Wachen und das Adrenalin pulst durch die Adern, da man frenetisch nach Deckung sucht bis sich die Aufregung gelegt hat. Man wird trotzdem öfter den Game Over Screen zu sehen kriegen (Snake? Snaaake! SNAAAAAAAAAKE!!!). Aber das Spiel ist fair mit den Rücksetzpunkten und man verliert nicht viel Zeit bei solchen Missgeschicken.

Die Zwischengegner sind einfach fantastisch gemacht. Allesamt gebrochene Frauen, gefangen in totbringenden Maschinen und mit perfiden Mitteln ausgestattet Snake das Leben richtig schwer zu machen. Es ist fast klassisch: Finde die Schwachstellen, um überhaupt eine Chance zu haben, den Gegner zu überwinden. Hier werden die meisten Continues eingelöst werden.
Der Funkkontakt zu Otacon (eine weitere Nebenperson aus den anderen Teilen) ist oft hilfreich, um die Schwachstellen aufzudecken.

Die Steuerung ist gut gelöst und das Zielen und Schiessen für einen Shooter auf Konsolen annehmbar. Umschaltbar zwischen 1st- und 3rd-Person-Perspektive hat man genügend Übersicht über das Geschehen. Ein Bewegungsradar um Snake herum hilft Wachen zu entdecken, die man gerade nicht im Blick hat.

Der Schwierigkeitsgrad ist einstellbar und in der Standard-Einstellung wirklich moderat. Der Endkampf jedoch war brutal schwer und hat mich richtig Nerven gekostet. Entlohnt wird man mit einem tränenreichen Epilog, den man wirklich zuende schauen sollte, auch wenn mal sowas wie ein Abspann kommt. Es geht noch weiter. Und dann noch weiter.

Angeklatscht an das Hauptspiel ist, wie heutzutage üblich, noch ein Mulitplayer-Teil.
Erstaunlich umfangreich und aufwendig gemacht bietet er zusätzlichen Spielspass.
100% begeistern konnte er mich jedoch bisher nicht.

Metal Gear Solid IV ist großartige Videospielkunst, die sich kein Videospiel-Fan entgehen lassen sollte. Durchgespielt hatte ich das Spiel in ca. 25 Stunden, doch in Erinnerung wird es noch länger bleiben.

Freitag, 11. Juli 2008

Cocktailparty ohne Cocktails

Gleich am ersten Tag eröffnete mir Nicole, unsere Marketing-Chefin, dass sie mich zu einer Party mitschleppen werde. WellingtonPartners, einer der vielen VCs der Welt, hat ein Büro in Palo Alto eröffnet und zur Party geladen im jüdischen Museum ca. 4 Steinwürfe (upps) vom Büro entfernt.

Als besonders kontaktfreudige Person, insbesondere gegenüber wichtigtuenden Schlippsträgern, bin ich ja bestens geeignet für sowas.

Mann, hab ich geschwitzt :=)

Natürlich kannte ich niemanden, dafür aber Nicole ne ganze Menge. Einer der Chefs von WellingtonPartner ist ein alter Studienkollege von unserem Chef usw. usw. man kennt das ja als Saarländer.

Nachdem ich an einem bedauernswerten Commercial Real Estate Manager mein "sales pitch" geübt hatte, kam ich doch noch zu interessanteren Kontakten. So wurde der Gründer von Xobni (rückwärts gelesen wird ein Schuh draus) mir vorgestellt mit den Worten: "They solved the e-mail problem". Huch, ich dachte, wir hätten das getan :=)?
Nee, die Jungs haben sich auf Outlook konzentriert und ein sehr interessantes "Plugin" gebastelt. Die armen Kreaturen unter uns, die mit Outlook gezeichnet sind, sollten das unbedingt mal ausprobieren. Kost nix.

Solche Parties dauern zeusseidank nicht lang und nach so anderthalb Stunden war der Spaß vorbei. Statt Cocktails gab's Wein und Canapés (unserereins würd ja sage: Schnittscher). Ich hab diesmal den Drang alles sinnlos in mich reinzustopfen erfolgreich unterdrücken können, obwohl die Anreicher der Speisen fast aufdringlich waren.
Ja genau, es wurde angereicht. Buffets sind nur für Proleten! Klar?

Uff, also so läuft das hier ab. Eine Mischung von Journalisten, VCs, hoffungsvollen Hackern, die sich "Founder" nennen machen gepflegten Smalltalk und hoffen auf the next big thing: "How are you? Nice to meet you Jotschen!"

Well, I don't feel like meeting.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Uff der Schaff



Die erste Hälfte der ersten Arbeitswoche liegt hinter mir. Da ich keine Reports machen muss, kommen und gehen kann, wann ich will, optional Freitags Homeoffice machen kann und keiner ständig in mein Büro gelatscht kommt, kann ich nur sagen: Potzblitz.
Das ist ja wie Xtramind ganz am Anfang!

Wie das Bild zeigt ist mein Chef Guido doch heimatverbunden. Das Ding hängt mitten im Office rum und tickt laut. Unsere Office-Braut, Midji, hat aber den Kuckuck schon in sein Studio verbannt, weil das doch ne Spur zu grausam ist.

Ach, ich vermisse die Mensa! Nach 17 Jahren Mensa-Fraß eigentlich kaum zu glauben. Netterweise gibts aber hier 1 Minute vom Büro entfernt ein paar Fresstempel, die halbwegs günstig sind.

Der Weg zum Office und zurück ist halbwegs komfortabel mit dem Muni-Bus, es sei denn man versucht in der abendlichen Rush-Hour einen 24"-iMac mitzuschleppen. Was ich letztens getan hab. Damit bin ich halbwegs komplett ausgestattet. Es fehlt nur noch ne Microwelle.

Für die mitlesenden Geeks: Spiele gerade mit Amazon EC2 rum. Sehr interessant das.

Nachdem ich mich jetzt mehrfach in den Router des von mir verwendeten offenen WLAN gehackt hab und den Channel geändert hab, scheint der Zugang jetzt halbwegs stabil zu funktionieren. Daumen drücken.

Montag, 7. Juli 2008

Telefonnummer

Weia, das viele Saufen von Rootbeer und das Einwerfen von Süßigkeiten, die Aromastoffe beinhalten, die in der EU längst verboten sind, hat mir wohl das Hirn zerschossen. Die Telefonnummer im letzten Blog war leider falsch (hab's aber gerade korrigiert)

Hier die neue Telefonnummer, hoffentlich in einem Format mit dem Datensammler nichts anfangen können, aber dafür die Leserschaft: Plus Eins, vier,eins,fünef,neun, neun, null,vier,sieben,zwo,sieben

So, und jetzt ab zum ersten Arbeitstag. Mal gucken wie voll die Busse sind.

Sonntag, 6. Juli 2008

Hippies no more

No more hippies
Heute wagemutigen Spaziergang nach draußen gemacht, diesmal nach Haight-Ashbury.

The Haight, wie die Einheimischen die Gegend hier nennen, war Keimzelle der Hippie-Bewegung in den 60er-Jahren. So haben Janis Joplin und Grateful Dead in der Gegend gewohnt und vermutlich sehr fromme Monster-Drogenparties gefeiert, dass die Wände wackelten.
Shes Gotta Legs
Vom damaligen wilden Leben ist inzwischen wenig übriggeblieben. Trotzdem eine gemütliche Ecke mit vielen kleinen Cafés und Restaurants. Zwischendrin trendige Kleiderläden und ein uriger Videoladen.

Etwas weiter südlich kann man einen kleinen Hügel erklimmen. Die Gegend nennt sich Buena Vista Park und, tatsächlich, hat man ein paar nette Blicke über San Francisco.
Dazu passt auch unser heutiges Ratespiel: Was verbirgt sich unter dieser Nebelwand?



Zu Gewinnen gibt es einen kostenfreien Account, um Kommentare in diesem Blog zu hinterlassen :)

Übrigens schaufele ich meine Fotos zur Zeit hier hin: http://www.flickr.com/photos/beders/

Und ich hab ab sofort eine neue amerikanische Telefonnummer. Dazu addiere man 1 auf alle Ziffern (aus 9 wird 0) folgender Nummer: +0 (304) 889-3616

Samstag, 5. Juli 2008

Häppi Forf of Djulei



Also traditioneller gings kaum. Erst zum Strand fettige Hähnchenteile reinstopfen, ein bißchen Poker spielen und dann ab auf die Kirmes (Marin County Fair) irgendwo nördlich der Bucht, Blues hören, Feuerwerk und dann ab in die Heia.

Danke an Stewart (meinem Boss) und seiner liebreizenden Frau Heather sowie Ruth, die den beiden wochentags Unterschlupf gewährt, für den netten Nachmittag.

Hatte ich schon erwähnt, dass es in der Bucht verdammt neblig sein kann? Das hält die Stadt aber nicht davon ab mit einem Feuerwerk den Nebel von oben zu beleuchten. :)
Es gibt hier sogar einen eigenen Nebel-Wetterbericht.

Das Microklima hier ist echt bizarr: Was in SF Downtown noch gefühlte 18° C sind ist weiter oben im Marin Country angenehme 25° und weiter inwärts 30°. Und das innerhalb von vielleicht 30km.

Ich kann mir quasi anhand vom gewünschten Klima aussuchen, wo ich denn wohnen möchte und bin trotzdem innerhalb von 45 Minuten im Büro.

Wer übrigens guten, amerikanischen, zeitgemäßen Blues hören will: Tommy Castro hat uns da gestern ordentlich weggefönt und in guter alter Johnny Winter-Manier eine lockere 15-Minuten-Improvisation hingelegt, sodass die Leute auf den Stühlen standen vor Begeisterung.
Recommended!

Donnerstag, 3. Juli 2008

Die wichtigen Dinge zuerst


TV with PS3, originally uploaded by Beders.

San Francisco ist eine großartige Stadt, voll mit Attraktionen, Spitzenrestaurants, Museen, Einkaufsmeilen, Cable-Cars und Circuit Cities.

Also was macht man als Neuankömmling? Richtig! Man geht in ein Circuit City (sowas wie Media-Markt) und kauft sich einen Fernseher und eine PS3 um mal ordentlich Metalgearsolid 4 anzuzocken!
Is ja logisch.

Einige werden sich dran erinnern, dass ich auch schon nichtigere Gründe hatte einen Fernseher zu kaufen (Fernseher im Hotel in Essen (Spielemesse) ohne SCART-Anschluss...) und daher bin ich bei der Tradition geblieben und hab erstmal einen schnuckeligen 26" HD-Ready von Toshiba geholt.
Das hat unter schlappen 499$ gekostet und der Fernseher macht soweit eine gute Figur. Wenn ich mein eigenes Appartment hab muss aber noch was richtiges her. Ich hoffe, Jörg kann mir zwischenzeitlich mitteilen, welchen Philips ich kaufen soll :)

Übrigens sind hier die wichtigsten TV-Sender bereits auf HD umgestellt und man kann die Nasenhaare der meist männlichen Wetterfee mitzählen. Etwas, was man immer schon mal machen wollte ;)


PS: Metalgearsolid 4 rockt!

Dienstag, 1. Juli 2008

Feng Shui in San Francisco

So, zwei Koffer, einen Rucksack sowie Laptoptasche, Tränen und Rumhocken später bin ich endlich angekommen in meinem Appartment in der Masonic Avenue.

Größere Kartenansicht
Erst gestern erfuhr ich, dass ich hier zur Zwischenmiete bei einer Feng Shui Beraterin gelandet bin.

Konsequenterweise gibt es keinen Fernseher. Meine private Meinung zu Feng Shui dürfte ja bekannt sein. Falls nicht, lese man hier.

Dafür ein offenes WLAN, immerhin.

Einzig bemerkenswertes Ereignis:
Auf dem Weg zum Appartment musste ich noch beim Living-E Office vorbei und den Schlüssel
zum Appartment abholen. Als ich zum Taxi zurückkam war es weg. Mitsamt Koffern, Rucksack und Laptoptasche.
Nach der kurzen, erheiternden Vorstellung, dass ich damit wirklich KOMPLETT neu anfange, kam er jedoch wieder um die Ecke geschossen, von Politessen gejagt.