Samstag, 18. Oktober 2008

Giftgas in Las Vegas



"Bin in Las Vegas und spiele Blackjack". Das war alles, was ich von Sergiy gehört hatte, als ich in der Stadt ankam. Die Casinos von Las Vegas dürften einige Quadratkilometer groß sein. Sergiy in dieser nach kaltem Zigarettenrauch stinkenden Stadt zu finden war ... einfach unmöglich! Genauso gut hätte er sagen können: Ich parke mein Raumschiff in der Milchstraße.

Aber er schuldete mir noch Geld und ich bin bekannt dafür meine Schulden immer einzutreiben. Ich stieg im Treasure Island ab, ein eher unauffälliges Hotel am Strip, gegenüber dem Palazzo, das mit dem Venetia rechts daneben eine nicht gerade gelungene Symbiose eingegangen ist.
Das Venetia ist, wie der Name schon vermuten lässt, die amerikanische Version von Venedig. Kleinere Unterschiede sind das wesentlich saubere Wasser in der "Lagune", sowie die Rialto-Brücke, die hier durchgehend auf einer Rolltreppe "erfahrbar" ist. Hier wird generell vor nichts zurückgeschreckt, genausowenig wie ich.

Sergiy aufzutreiben war eine Aufgabe für eine Horde von Schnüfflern und die hatte ich natürlich nicht mitgebracht. Ich wasche meine dreckige Wäsche lieber selbst und erinnerte mich in dem Moment an den von meiner Mutter liebevoll geschriebenen Zettel mit einfachen Waschinstruktionen als ich damals auszog, um mit krummen Dingern und einfachen Auftragsmorden mein Geld zu verdienen.

Aber in Las Vegas gibt es genügend verzweifelte Leute, die für wenig Geld jeden Drecksjob annehmen. Ich ging den Strip runter zum Bally's. Hier stehen jede Menge Typen rum, die für weniger als den Mindestlohn kleine Visitenkarten verteilen "Girls direct to your door", "Stripper to your door" etc. Also illegale Nuttenvermittlung auf der Straße. Diese Jungs belabern einen zwar nicht (wahrscheinlich wird man nach den ersten zwei Jahren heiser), aber klicken mit ihren Karten rum und versuchen so Aufmerksamkeit zu erregen.
Und sie kennen jeden Winkel in Las Vegas.

Ich heuerte mir 15 von den Leuten an, zeigte ihnen Sergiys Hochzeitsfoto und ließ sie auf die Casinos los. Hat man übrigens ein Casino gesehen hier, dann hat man alle gesehen. Überall die gleichen langweiligen Slotmachines (viele Amerikaner scheinen glücklich zu sein, einfach nur per Knopfdruck Geld zu verlieren), die gleichen Poker, Blackjack, Crabs und Roulette-Tische. Die Unterschiede liegen meist nur in der Tiefe der Decolletés der Bedienungen.

Ich ging zurück in die Revolution-Bar im Mirage und wartete.

Mein Telefon klingelte. Einer meiner Leute hatte Sergiy aufgespürt. Er saß im Luxor und spielte, natürlich, Blackjack. Ich befahl meinem Hobbyschnüffler ihn weiter zu beobachten und machte mich auf die Socken. Das Luxor-Casino liegt unter einer riesigen, schwarzen Pyramide, bewacht von einer amerikanischen Sphinx, die einfach viel zu grell geschminkt ist.
Ich nahm ein Taxi und ließ mich vom Taxifahrer volllabern. Schade, dass er nicht Sergiy war...

Inzwischen war selbiger aufgebrochen und in Richtung Tram zum Excalibur unterwegs.
Prima, denn da konnte ich ihn leicht abfangen.

Fortsetzung folgt.

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