Mittwoch, 22. Oktober 2008

Giftgas in Las Vegas - Teil 2

Das Luxor stand in Flammen. Die Stadt war ein einziges Chaos. Dutzende Feuerwehrfahrzeuge, Krankenwagen und Polizeiautos hatten sich wie Spielzeuge um das brennende und knisternde, hell lodernde Luxor-Casino aufgestellt. Hilflose Wasserstrahlen verpufften wirkungslos in der Höllenhitze, die aus der verzogenen und an vielen Stellen durchgebrannten Pyramide aufstieg.

Die Flammen drohten auf THEHotel und Mandalay Bay überzugreifen.
Hunderte Touristen verstopften die Wege, auf den Straßen herrschte Anarchie. Autos rasten in Menschenmassen, aufgebrachte Fußgänger zerrten Fahrer aus ihren Wagen, um selbst schnell aus der Katastrophenzone zu entkommen. Die lokalen Newssender werden später von dutzenden Toten zu berichten haben.

Und ich hatte Sergiy immer noch nicht zur Strecke gebracht. Irgendwie hatte er einen siebten Sinn gehabt und meinen erbarmungslosen Atem in seinem Nacken gespürt. Bevor ich ihn erledigen konnte sprang er über eine Brüstung an der Tram-Haltestation und rannte ins Casino. Meine Schüsse aus der schallgedämpften Beretta gingen wirkungslos über seinen Kopf und schlugen in einen riesigen LCD-Bildschirm ein, wo gerade Bette Midler in grellbunten Kostümen auf der Bühne rumturnte (Braucht die Geld?).

Alle Casinos in Las Vegas sind so angelegt, dass es möglichst schwierig ist den Ausgang zu finden. Sie sind verwinkelt, verraucht, unübersichtlich und riesig.
Das Feuer brach aus, als ich den oberen Eingang ins Luxor nahm, um Sergiy von oben auszumachen. Ich sah seinen Kopf zwischen zwei Cent-Slotmaschinen und feuerte. Ich wusste nicht genau, ob ich ihn getroffen hatte, aber der Automat daneben fing an zu rauchen und zu brennen. Innerhalb kürzester Zeit standen zwei weitere Automaten in Flammen. Die Wut des Feuers griff schnell auf Blackjack- und Roulettetische über. Der angeblich nicht entflammbare Teppichboden glühte bedrohlich.

Ich hatte nur Augen für Sergiy, der sichtlich geschockt im Zickzack-Kurs versuchte einen anderen Ausgang zu finden. Ich gab weitere Schüsse ab, sah Spielsüchtige zu Boden tauchen und in Deckung gehen. Panik brach aus, Menschen rannten mir direkt vor die Linse und ich musste mich erstmal geschlagen geben. Ich ließ mich von der Welle von Menschen zum Ausgang tragen. Als einige meine Waffe sahen, hatte ich plötzlich wieder mehr Platz und tauchte unter.

Ich rannte die East Tropicana Avenue runter und versuchte einen meiner Schnüffler zu kontaktieren.

Inzwischen brannten die Palmen vor dem Mandalay Hotel wie riesige Fackeln und erhellten die pechschwarze Nacht. Plötzlich sah ich Sergiy wieder. Die Jagd konnte weitergehen.

Warum ich hinter ihm her war?
Hah, die Sau ist nach dem Washington-Deal mit meinem Anteil abgehauen!
Er hatte die Übergabe gemacht, während ich ihn mit einer krachneuen DSR 50 vom Dach aus absicherte.
Ich konnte noch sein beknacktes Grinsen durchs Objektiv sehen, bevor er sich mit der ganzen Knete aus dem Staub machte.
Aber einen wie mich betrügt man nicht und kommt lebend davon. Einer von uns wird heute Nacht draufgehen, flüsterte ich zu mir selbst, bevor ich mit schnellen Schritten die Verfolgung aufnahm.

Fortsetzung folgt...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Schüsse auf einen Bildschirm mit Bette Midler sind nie wirkungslos!